Cyanotypie,  Randbemerkungen

Umzugs-Erkenntnisse, oder: Hosterwechsel – wie sag’ ich’s meinen WordPress-Lesern?

Wann hatte ich eigentlich mein erstes Blog bei wordpress.com? Das muss ziemlich früh in der Geschichte dieses 2005 gegrün­deten Dienstes gewesen sein, denn der erste Eintrag meines ältesten recherchierbaren (allerdings inzwischen auch gelöschten) wp.com-Blogs datierte auf April 2009, und das war beileibe nicht mein erstes.

Cyanotypie einer Welle auf Aquarellpapier
Quer zur Welle gepinselt

Aber was ich dann mehr als zehn Jahre lang nicht begriffen habe, das ist der Umstand, dass wp.com ja auch eine Community, eine Art Social Network darstellt. Den Reader und alles, was sich dahinter verbirgt, habe ich bis vor ca. zwei Jahren weitest­gehend igno­riert – denn weil ich auch noch andere Dienste nutz(t)e, lesend wie schreibend, habe ich jedes Blog, egal ob wp, blogspot, selbst gehostet, … entweder in einem univer­sellen Feed­reader abonniert oder gleich auf der Original-Website gelesen. Keine Likes, mühsameres Kommen­tieren, aber die Vorteile des externen Lesens, also außerhalb der geschlos­senen Blog-Plattform, waren für mich immer über­wiegend. Und erst in den letzten paar Monaten nutze ich den WP-Reader intensiver, vor allem zur bequemen Kommu­nikation mit einigen anderen Blogger*innen.

Und wenn man erst mal an diesem Punkt ist – Abonnenten sagen per Like-Sternchen kurz hallo, kleine Kommentar-Diskussionen werden beinahe im Chat-Tempo im Mini-Messenger der Nachrichten­spalte ausgetragen –, dann wird es plötz­lich schwie­riger, die Plattform zu wechseln. Man sitzt in einem wenn auch weit­läufigen goldenen Käfig, und wenn man den Hoster wechselt, mag man fürchten – berechtigt oder nicht? –, den Großteil der Leserschaft zu verlieren. Im Zusammen­hang mit meinem eigenen jüngsten (diesmal hoffentlich letzten) Blog-Umzug sowie aus Anlass einiger Gespräche mit Kolleg*innen hier ein paar Notizen zu diesem Thema – bewusst einfach, teilweise mglw. vereinfachend geschrieben, die Nerds unter euch mögen es mir nachsehen.

So scheint wenig bekannt zu sein, dass man im Leser-Modul von wordpress.com nicht nur wordpress.com-Blogs abonnieren kann, sondern grundsätzlich alle Quellen, die einen soge­nannten RSS-Feed bereit­stellen; und das dürfte für nahezu jedes Blog gleich welchen Anbieters zutreffen. Wenn man also ein Blog außerhalb von wp.com im wp-Reader abonnieren möchte, braucht man lediglich dessen RSS-Feed. Dieser Link ist je nach Blog-Anbieter anders aufgebaut und lässt sich in der Regel über die FAQ des Providers recherchieren; kopiert man diesen in die Suchmaske des WordPress-Lesers, erscheint darunter die Option, diesem Blog zu folgen; die Beiträge erscheinen dann chronologisch zwischen den übrigen und lassen sich in der Regel genauso gut lesen …

… mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass für solche Fremd-Blogs die Like-Sternchen entfallen, ebenso wie die Option, direkt zu kommen­tieren und diese Inter­aktionen über die Benach­richti­gungs­spalte zu verwalten. Wohl vor allem deshalb schrecken viele vor einem Provider-Wechsel selbst dann zurück, wenn sie mit wp.com nicht mehr recht glücklich sind – Stichwort etwa Gutenberg oder die arg hohen Kosten, wenn man über die Features des günstigsten Bezahl-Accounts hinaus mehr Speicher­platz oder mehr Auswahl beim Design braucht.

Aber es gibt da noch eine andere Option. Die heißt auch WordPress, ist aber etwas völlig anderes: nämlich wordpress.org – nicht die Blogplattform, sondern die Anbieterin des sog. Content Management Systems (kurz CMS), das man zum Erstellen und Betreiben des Blogs braucht. WordPress als CMS kann man bei nahezu jedem Hosting-Provider betreiben, die technischen Voraus­setzungen sind in der Regel spätestens ab dem zweitkleinsten Paket gegeben, und – die Nachfrage scheint immens zu sein – oft sind solche Angebote bereits so konfiguriert, dass eine WordPress-Instanz in der eigenen Domain ohne Vorkenntnis mit wenigen Klicks installiert ist.

Tatsächlich hatte ich für einige meiner Websites schon sehr lange wp.org-Instal­lationen auf dem eigenen Webspace laufen, aber im Zusammen­hang mit der DSGVO hätte ich beim damaligen Provider sehr teure Zusatz-Optionen buchen müssen, um weiterhin datenschutz­konformes Kommen­tieren erlauben zu können. Damals erschien es mir einfacher, eine Domain bei wp.com zu mieten und ein dann werbe­freies Blog unter deren Dach zu betreiben. Allerdings stoße ich damit immer noch an manche Grenzen; und nachdem ich für meine übrigen Domains den Hoster gewechselt habe und jetzt wieder die DSGVO-Anforde­rungen an selbst gehostete Blogs erfüllen kann, habe ich eben noch mal eine wp.org-Instanz installiert und ein paar Dollar für ein hochgradig anpassbares Theme ausgegeben. Damit habe ich bei einem Bruch­teil der monatlichen Kosten ein Viel­faches des Speicher­platzes wie bisher, dazu noch ein paar nette Extras, die hier aber den Rahmen sprengen würden (Datenbank-Abfragen zum Ändern eines Begriffs in allen Artikeln auf einmal udgl.).

Und wie ist es nun bei selbst gehostetem WordPress mit der Einbindung in den wp.com-Reader? Das ist tatsächlich das einzig Frickelige an der Sache, allerdings auch keine unüberwindbare Hürde. Man benötigt dazu ein Plugin namens Jetpack, das die Verknüpfung zum eigenen wp.com-Konto sowie andererseits in die wp.com-Infra­struktur herstellt. Mit diesem Plugin, seiner Insta­bilität und umständ­lichen Bedienung habe ich länger gerungen als mit der Instal­lation des Blogs selbst, aber letztlich sind wir, wie ihr seht, jetzt soweit, dass ihr diesen Artikel nicht nur im wp.com-Reader lesen, sondern auch direkt kommen­tieren könnt. Und dafür musstet ihr nicht mal das Blog neu abonnieren, sondern ich konnte eine Funktion nutzen, die das Migrieren der bishe­rigen Abonnent*innen erlaubt. Zumindest in meinem Fall mit überschau­baren paarund­fünfzig WordPress-Leser*innen hat das offen­sichtlich gut geklappt.

Und wer von euch außerhalb von wp.com mitliest, müsste eben das Lesezeichen im Browser oder die RSS-Feeds für Blog und Kommentare im Feedreader neu abspeichern – aber wenn ihr an diesem Punkt seid, habt ihr das vermutlich bereits erledigt:
https://blog.silberpixel.net
https://blog.silberpixel.net/feed/
https://blog.silberpixel.net/comments/feed/

Und die Moral von der Geschicht?
So schwierig ist das alles nicht.

PS: Das Artikelbild hat überhaupt keinen Bezug zu dit Janze, sondern dient nur dazu, dass die Kategorie Cyanotypie hier auch schon mal einen Eintrag hat.

13 Comments

  • Thomas_U

    Bei Jetpack habe ich spontan kein gutes Gefühl, mein Wissen ist aber nicht aktuell.
    Ich benutze auf allen von mir administrierten WP-Seiten (keine wp.com dabei) die freie Version vom Wordfence plugin. Worfence erlaubt die Abwehr von brute-force logins und sendet einen alert-newsletter wann immer mit irgendeinem WP-Bestandteil Sicherheitsprobleme auftauchen.
    Vor 2 – 3 Jahren war Jetpack so häufig dabei, daß ich beschlossen habe: JP kommt mir nicht in die WP-Tüte. – Aber vielleicht hat Automattic die vielen Module inzwischen beser im Griff und sauberer programmiert.

    • cwoehrl

      Ich war auch lange skeptisch, aus ganz ähnlichen Gründen. Und ich habe dem Plugin nach bestem (Halb-)Wissen auch nur diejenigen Rechte freigeschaltet, die für das, was ich von ihm erwarte, gebraucht werden (Logins auf der Seite mit wp.com-Accountdaten oder die Überlagerung des Admin-Bereichs gehören zum Beispiel nicht dazu).
      Aber ein bisschen was werde ich auch noch an der Sicherheit schrauben müssen, thx for the reminder 😉

    • cwoehrl

      Ich hatte bisher Cerber als Sicherheits-Tool, ohne allerdings viel rumverglichen zu haben. Hast du dich intensiver mit Alternativen beschäftigt, da gibt es ja einiges?

  • Thomas_U

    Seit ich mich vor +/- 5 Jahren für Wordfence entschieden habe – und nie schlechte Erfahrungen damit gemacht habe –, habe ich mich nicht mehr umgeschaut. – Bei Wordfence erlaubt schon die freie Version umfangreiche Schutzmaßnahmen. Bei abgewehrten Login-Angriffen gibt es detaillierte Logs und Reports, die Hinweise geben, woher der Angriff kam. Testen lohnt sich.

    • cwoehrl

      Uh, zwiespältige Sache … Cerber ist auch sehr auskunftsfreudig in puncto Logs, aber bei solchen Sachen denke ich mittlerweile oft, es liegt auch ein Segen in Ahnungslosigkeit, und versuche das zu ignorieren: Wenn ich mir jeden Tag eine Liste von Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Einträgen durchsehen soll, welche Honks aus exotischen IP-Ranges versucht haben, sich in meine Website einzuloggen, komme ich sonst ziemlich bald auf die Idee, dass ich doch lieber wieder auf statisches HTML switche und bei der Gelegenheit auch gleich meine Kellertür und -fenster zumauere.

  • Aebby

    Mitgezogen und Feed eingetragen 🙂 Was mich persönlich an der gesamten wp.com Plattform stört ist das Gefühl, dass (möglicherweise, wahrscheinlich,…) analysiert wird wann ich was lese. Das war auch der Grund warum ich mich von Plattformen wie facebook verabschiedet habe. Schwieriges Thema :-/

    • cwoehrl

      Stimmt, schwierig. Ich bin auch noch am Ausbalancieren, welche wp-Websites ich innerhalb meines eigenen wp-Kontos abonniert behalte; der größere Teil wird schon, etwas anonymer, über den normalen Feedreader gelesen.

  • derbaum

    also ich hab das alles ja im wp-reader – aber auch bei feedly abonniert. feedly nutze ich mobil und aufm mac, den wp-reader fast nur auf dem mac. aber das ist wohl alles geschmacks und einrichtungsfrage… auf alle fälle funtionierst du derzeit auf beiden plattformen…

    • cwoehrl

      Bei mir ist es mittlerweile vor allem eine Frage dessen, was auf meiner älteren Hardware noch läuft … Mein RSS-Dingens auf dem Mac ist derzeit Reeder, aber weil der Rechner meistens auf dem älteren System läuft (10.10), um die zuverlässige alte Grafiksoftware zu nutzen*, ist das eine alte Version, die überhaupt nur noch die Hälfte dessen darstellen kann, was in den Feeds so drin ist. Der wp.com-Reader tuts zumindest noch reibungslos unter 10.10.

      Überhaupt sollte man mit so einem alten System ja lieber gar nicht mehr ins Internet gehen, was ich bescheuert genug finde. Aber ganztägig verfügbar und aktuell hab ich derzeit nur ein Ubuntu aufm Netbook, das so krötenlahm ist, dass man tunlichst morgens schon wissen sollte, welche Website man mittags lesen möchte … Da hab ich eine RSS-Extension für Firefox, aber aus irgendwelchen Gründen kann man damit gar nichts machen – damit habe ich vorhin diesen Kommentar so ähnlich schon mal geschrieben, wohlgemerkt bei wp eingeloggt, und nach dem Absenden war er weg.

      Jedenfalls stört es mich sehr, alle zehn Jahre neue Hardware kaufen zu sollen, nur um im Internet bleiben zu können.

      * ins neue OS boote ich die Kiste nur, wenn Arbeit für einen der Firmenkunden den Cloudmist voraussetzt, den ich aber im Leben nicht freiwillig verwenden würde.

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