Randbemerkungen

Bedingt zertrennlich

Nach ein paar glücklichen Jahren der Abstinenz hab ich nun doch wieder Microsoft Word auf dem Rechner, weil es leider ein paar Dinge besser kann als die Libre-Konkurrenz. (Das gilt zwar, bei ein paar anderen Dingen, auch andersrum, aber gerade die Word-Spezia­litäten sind für meine Zwecke oft die wichtigeren.) Zuerst hab ich gedacht, wie schön, ist ja alles wie immer – Fehler­meldungen en masse gleich beim ersten Start, erst nach ner halben Stunde normal.dot-Dateien suchen, umbe­nennen und löschen lässt sich das Programm wieder beenden. Aber dann hab ich ziemlich schnell gemerkt, etwas ist doch anders als früher: Und zwar funktioniert der bedingte Trenn­strich nicht mehr. Man kann ihn zwar schon noch setzen, aber er erzwingt bei aktivierter Silben­trennung keine Trennung mehr an genau dieser Stelle, sondern scheint jetzt die Funktion zu haben, „dieses Wort bitte irgendwo ab hier trennen, bloß nicht vorher“. Was natürlich Quatsch ist, solange das Word-Wörterbuch nicht weiß, dass in Urinstinkt zwar zweieinhalb erlaubte Trenn­positionen drin sind, aber nur die vordere sinnvoll ist.*

Es gibt allerdings einen Workaround, mit dem man den soft hyphen doch wieder zu normaler Funktion bringen kann, und der sei hier notiert, weil ich mir danach schier den Wolf gesucht habe.

Grundsätzlich funktioniert die Silben­trennung nur bei einge­schalteter Recht­schreib­prüfung. Der Trick ist also, ein Wort, bei dem man die Trennung nur an einer bestimmten Stelle erlauben möchte, von der Prüfung auszu­schließen. Dafür legt man eine neue Format­vorlage an, Typ „Zeichen“, in der genau gar nichts spezifiziert ist, außer im Bereich Sprache ein Häkchen bei „Recht­schreibung und Grammatik nicht prüfen“ zu setzen. Dieses Zeichen­format wendet man sodann auf jedes Wort an, in dem man einen bedingten Trennstrich (oder bei Bedarf auch mehrere) setzen will.

Und wenn man – wie es sauberes Handwerk ist – auch Kursi­vierungen und Fettungen per Format­vorlage zuweist, muss man natürlich diese Zeichen­formate auch noch mal „mit ohne Recht­schreibung“ duplizieren.

Bleibt noch die Frage: Seit wie vielen Jahren muss man den Bodensatz aus der Restmüll­tonne rauchen, um sich so was ausdenken zu können?

*Ja, den Kalauer hatte ich vor zehn Jahren schon mal 🙂 Aber er illustriert einfach gut, warum manche Textdinge bei Menschen noch besser aufgehoben sind als bei Maschinen.

2 Comments

  • uli

    Man fasst es nicht. Aber den Satz sage ich seit 34 Jahren. Damals war es ein Word 4 unter DOS. Und es gab einen definitiv besseren Konkurrenten, nämlich WordPerfect. Aber irgendwie hat es Word immer geschafft, der Standard zu bleiben. Ein Rätsel.

Schreibe einen Kommentar zu Gerhard Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert