Randbemerkungen

Ich kauf nix, ich reparier lieber

Obwohl ich meinen Spam­filter mit viel Liebe und Sorg­falt pflege, dringen doch auch zu mir um diese Jahres­zeit immer noch dutzend­weise die Aufforde­rungen durch, gefäl­ligst meiner Ersten Bürger­pflicht nachzu­kommen und zu KAUFEN­KAUFEN­KAUFEN. Und was soll ich sagen?

Nein.

Vielen Dank für die zahl­reichen attrak­tiven Ange­bote, aber ich hab gerade alles, was ich brauche. (Außer Frei­zeit, aber die verkauft mir ja keiner.) Statt einen Beitrag zum öko­logisch kontra­produk­tiven und auch sonst besten­falls ephemer beglü­ckenden Konsum­wahnsinn von Black Friday bis Cyber Monday zu leisten, hier lieber ein paar Links rund um den eben­falls an diesem Wochen­ende zu zele­brierenden Buy Nothing Day und das eng verwandte Thema Reparierbarkeit:

Wikipedia englisch (dort etwas ausführ­licher als der deutsche Artikel)

In der Blog­nachbar­schaft: z.B. hier und hier

Und bei Heise heute ein Appell für den Repair Friday und ein dazu passender schon etwas älterer Hinter­grund­artikel zur (Nicht-)Repa­rier­barkeit technischer Geräte.


Das Artikelbild heute zeigt das Sortier­schälchen für Schrauben und andere Klein­teile, das hier bei fast allen fein­mecha­nischen Eingriffen zum Einsatz kommt. Zuletzt vor einigen Wochen, als ein Laptop nicht mehr starten wollte und sich ziemlich schnell fest­stellen ließ, dass bloß das Daten­kabel zwischen Haupt­platine und SSD durch­geschmur­gelt war. Da der fragl­iche Rechner ein vermeint­lich total veral­tetes Macbook der 2012er Non-Retina-Gene­ration war, konnte ich das Problem mit mini­malem Zeit- und Geld­einsatz selbst beheben. Gemessen an diesen Geräten (unter Repa­rier­barkeits-Aspekten wohl so etwas wie der letzte gute Mac) ist die derzeit so hochge­jazzte Right-to-Repair-Offen­sive von Apple auch bloß eine Art Ampel-Koalitions­vertrag: ein sehr, sehr zaghafter Schritt in die richtige Richtung, noch nicht ansatz­weise konse­quent genug.

5 Comments

  • Frau Momo

    Ich bin leider handwerklich total unbegabt, aber der Gatte repariert schon so weit er kann. Leider lassen sich viele Dinge kaum noch reparieren und das ist ja so gewollt. Entweder gibt es keine Ersatzteile oder die sind so teuer, dass man billiger an ein Neugerät kommt. Oder Dinge sind so gebaut, dass sich da gar nix mehr schrauben lässt.

    • Christian Wöhrl

      Leider lassen sich viele Dinge kaum noch reparieren und das ist ja so gewollt.

      Eine der besonders fragwürdigen Segnungen der Marktwirtschaft. Ein bisschen was wird dagegen zwar unternommen in letzter Zeit (Stichwort EU-Ökodesign-Richtlinie), aber wie so oft dürfte es auch hierbei gern konsequenter und mit weniger Schlupflöchern zugehen …

  • Der Wilhelm

    Da bin ich ganz Deiner Meinung – weshalb ich inzwischen bei Elektronik (mal abgesehen von unseren Handys) schon seit Jahren fast ausschliesslich gebrauchte, ehemals gewerblich genutzte Leasing-Geräte kaufe. (Stichwort „Second Life“)
    So sind alle unsere Rechner und Laptops recht langlebig (das Durchnittsalter dürfte um und bei fünf-sechs Jahren liegen) und so modular aufgebaut, dass man an fast alles ganz ohne Werkzeug rankommt (und ggf, auch Ersatzteile erhältlich sind.) Dafür nehme ich dann auch gerne in Kauf, dass es manchmal etwas gemächlicher zugeht als auf den hochgezüchteten, modernen Dingern. Und es hat noch einen weiteren Vorteil:
    Man kann Linux nutzen, das auch auf so alten Maschinen in der Regel problemlos läuft und ein aktzeptables Arbeitstempo bringt, nichts kostet und – einmal vernünftig eingerichet – auch wenig Wartungsaufwand hat….

    Und im Übrigen haben wir ja auch gerade erst mit unserem zwei Jahre alten Drucker die Erfahrung gemacht, was geplanter Verschleiss bedeutet: Das Ding ist an seinen eingetrockneten Tintendüsen gestorben und mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand auch nicht zu reparieren – zumal Ersatzteile dafür auch nicht erhältlich sind… 🙁

  • Aebby

    Wir sind uns bei dem Thema einig – so weit so gut. Ich will aber eine erschreckende Anekdote beisteuern, die zeigt wie tief dieser Konsumgedanke in der globalen Welt schon verwurzelt ist. Wir hatten vor zwei Jahren einen Schüler aus einem anderen Kontinent zu Gast. Am Blackfriday wollte er unbedingt zu einer der Aktionen im hiesigen Einkaufszentrum. Der Satz den er sagte lies mir die Haare zu Berge stehen „I want to be part of it“. Er sagte das mit einer Inbrust als würde er zu einer religiösen Veranstaltung oder einer großen Demo gehen. Die globale inkulturierte Konsumwut beginnt Glaubenssache zu werden – und ich befürchte wir sind die häretische Minderheit *seufz

  • derbaum

    ich repariere. jeden tag. von solch vernünftigen leuten wie euch. und von firmen die noch vernünftige einkäufer haben. und – derzeit vermehrt – von firmen die nix neues zu kaufen bekommen weil die container noch in suez stehen oder so. und ich hab noch viele ersatzteile!

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