Wer hier wohl schmarotzt …
Heute ist mir mal wieder (nur in Nacherzählung, sonst wär’ ich wohl laut geworden) das hässliche Wort vom Sozialschmarotzer begegnet. Mal abgesehen davon, dass es nicht sonderlich charmant ist, andere Menschen als parasitär zu bezeichnen – wenn man den Begriff dennoch verwenden möchte, dann doch bitte mit dem richtigen Fokus:
Denn die wohl gravierendste Form des Sozialschmarotzertums ist nicht etwa Betrug bei Sozialleistungen, sondern Steuerhinterziehung. Erstens quantitativ, weil letztere bei einer sehr viel niedrigeren Prüfquote eine deutlich höhere Betrugsquote aufweist und der Schaden um mehrere Größenordnungen höher liegt (Quellen 1, 2); vor allem aber qualitativ, denn Steuern hinterzieht man wohl in den seltensten Fällen aus existenziellen Nöten heraus, sondern ganz banal aus Habgier und ähnlich hehren Motiven. Da entziehen sich Angehörige der wirtschaftlich leistungsfähigsten Schichten ihrer Verantwortung fürs Gemeinwesen, aus vermeintlichen Leistungsträgern werden egozentrische Leistungsverweigerer, und den Schaden trägt die gesamte Gesellschaft. Wenn wir also partout über Schmarotzertum sprechen wollen …
4 Comments
uli
Ähnlich falsch angewendet: „sozial schwach“. Was eigentlich gemeint ist: „finanziell benachteiligt“. Sozial schwach sind für mich Leute, die in der Garage einen Porsche und ihr überschüssiges Geld in der Schweiz parken.
Christian Wöhrl
Zumindest in Schleswig-Holstein ist die Maßeinheit für Sozialschwäche der Kubickimeter 😉
Birte
Es ist ja neuer Volkssport, sich am ach so hohen Bürgergeld abzuarbeiten, anstatt mal da anzusetzen, wo die wirklichen Betrüger sitzen.
Aber vor allem die FDP kann natürlich nicht ihren Restposten an Wähler*innen verschrecken. Da duchsucht man lieber Konten von Bürgergeldempfänger*innen als das man mal die Steuerfahndung auf Trab bringt.
Aebby
Meine Vor-Kommentator:innen haben schon alles geschrieben – nur zur Bestätigung bei dem Wort schwillt mir immer der Kamm.