Ein Gutes hat die Sache
So problematisch in vielerlei Hinsicht das Zerfallen der Ampelkoalition ist – eins ist dadurch womöglich leichter geworden, nämlich eine Antwort auf die Frage zu finden, wen man beim nächsten Mal wählen kann:
Wir haben jetzt ein paar Monate Zeit, uns anzuschauen, welche der politischen Akteur*innen konstruktiv daran mitwirken, Deutschland in einer schwierigen Phase in seinen Grundfunktionen am Laufen zu halten, und welche aus Eigennutz lieber motzen, trotzen und hetzen.1 Bei Angehörigen letzterer Gruppe müssen wir davon ausgehen, dass sie auch unter regulären Bedingungen nicht primär am Wohl des Landes und der Menschen interessiert sind, und sollten sie deshalb nicht wählen.
Wenig gewagte Prognose: Nach Anwendung dieses Lackmustests wird die Auswahl bereits viel übersichtlicher sein.
***
Und übrigens hat uns diese Woche ein Argument gegen das Nicht-Wählen par excellence geliefert: Während Trump seine Stimmenzahl gegenüber 2020 ungefähr hielt (leichte Zuwächse), bekam Harris rund 12 Millionen Votes weniger als zuvor Biden.
Merke: Wer sich nicht dazu aufraffen kann, das kleinere Übel zu wählen, bekommt das größere.
- wozu übrigens auch gehört, penetrant auf baldige Neuwahl zu drängen: Das schadet nicht nur kleineren Parteien (von deren Wahl ich persönlich für 2025 abraten würde; aber es wäre undemokratisch, ihnen die Sache schwer zu machen), sondern auch in den etablierten Parteien müssen ja die Kandidat*innenlisten diskutiert und erstellt werden, sofern man das nicht dem Vorsitzenden überlassen möchte; und soll das wirklich noch im Advent passieren? Na danke … ↩︎
3 Comments
Birte
Vor einer vorschnelle Neuwahl warnt ja sogar die Bundeswahlleiterin. Wer das unbedingt will, soll sich mal husch husch als Wahlhelfer*in melden. Ich habe das über 20 Jahre gemacht.
Selten war ich so klar in meiner Wahlentscheidung.
Trotzdem fürchte ich, der Ausgang wird nicht gut sein. Merz-Spahn-Klöckner-Dobrindt…
Christian Wöhrl
… und Doro Bär reanimiert die Flugtaxis 🙂
Nein, ernsthaft, ein Kanzler Merz scheint mir auch recht wahrscheinlich, obwohl ich partout nicht verstehen kann, wieso irgendjemand klaren Verstandes diesen Menschen auch nur in die Nähe eines öffentlichen Amtes lassen möchte. So starke Drogen gibt es doch gar nicht, wie man sie Friedrich Merz verabreichen müsste, damit er auch nur halb so menschlich klingt wie, sagen wir, Robert Habeck …
Aber eins der größten Probleme scheint mir derzeit die Neigung bei Menschen eher progressiver Überzeugung zu sein, sich aus moralisierender Prinzipienreiterei energischer von Leuten des eigenen Lagers abzusetzen, wenn sie nicht zu 111% die eigene Meinung vertreten, als von noch so gefährlichen politischen Gegnern. (Treffen sich zwei Linke. Resultat: drei Splittergruppen.) Wenn die nächsten Monate nicht ein paar Leute die A…backen zusammenkneifen und mal über den eigenen Schatten springen, sehe ich wirklich schwarzbraun.
Christian Wöhrl
Hier ist übrigens eine interessante Theorie zum Wahltermin:
„Der Ministerpräsident in Sachsen muss bis spätestens 3. Februar gewählt werden. #Kretschmer mit Stimmen der afd würde die #Union ziemlich sicher bundesweit Stimmen kosten. Ob sie deshalb so auf einen Bundestagswahltermin im Januar pochen?“
Quelle: https://kirche.social/@kuschelkirche/113459126795359333