Vermischtes mit defekten Neuheiten
Immer Ärger mit dem neuen Kram Okay, wirklich neu ist die Nikon D700 nicht, in Digitalia-Maßstäben sogar eher schon ein Oldie. Trotzdem ist sie mit Modelljahr 2008 rund ein Vierteljahrhundert jünger als meine Analoge aus demselben Hause, die FM2. Aber neuerdings sieht es in beider Bajonett an einer entscheidenden Stelle (siehe in beiden Fotos etwas links der Mitte) unterschiedlich aus:


Links ist die Analoge, rechts die Digitale. Und während bei der FM2 im Ruhezustand der Blendenhebel da steht, wo er hingehört, nämlich oben, ist er bei der D700 nun dauerhaft unten geparkt. Das hat denselben Effekt, als sei die Abblendtaste dauerhaft gedrückt – das Sucherbild wird also je nach eingestellter Blende immer dunkler. Und drolligerweise ist das mit neueren Objektiven das größere Problem als mit alten: Wenn sie nämlich noch einen Blendenring haben, kann ich die Kamera so einstellen, dass die Blende nicht an der Kamera, sondern am Objektiv geregelt werden soll, und dann ist ein 2,8er Glas bei Arbeitsblende 5,6 halt ein bisschen dunkler im Sucher. (Nachtrag: Siehe unten Kommentar vom 27.1.) Aber die neuen Optiken des G-Typs ohne Blendenring sind dann quasi permanent auf kleinste Blende eingestellt, obwohl die Elektronik der Kamera ggfs. anderes vorgaukelt – damit sind weder korrekte Belichtungsmessung / -steuerung noch Fokussieren mehr möglich.
Und natürlich wird dieser Blendenhebel, wie sich das für eine Digitale gehört, nicht mehr mechanisch angesteuert, sondern über ein System aus Permanent- und Elektromagneten. Was bei einer Kamera dieses Baujahrs angesichts kaum mehr verfügbarer Ersatzteile und immenser Reparaturkosten einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeutete, wäre ich drauf angewiesen, mit G-Optiken zu arbeiten. Was für ein Glück also, dass ich so ein altmodischer Kerl bin und fast nur ältere Objektive mit Blendenring besitze … Und Fun Fact am Rande: Das einzige Glas des G-Typs in meiner Sammlung ist auch das einzige überhaupt, das bereits einen (wenn auch leichten) Pilzbefall auf der Innenseite aufweist – das hat bisher nicht mal das 1890er Aplanat geschafft.
Diese jungen Dinger können überhaupt nix mehr ab 🙂
Die Kunst subtiler Desinformation Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat diesmal ihre komplette Seite 1 den Kosten der Erderwärmung gewidmet. Fand ich natürlich spannend, und es hätte mich sehr gefreut, wenn mein Weltbild hier mal eine kleine Erschütterung erfahren hätte. Hat es aber nicht, denn nach verheißungsvollem Beginn driftete der Artikel dann doch bloß wieder in Gejammer darüber ab, dass es ungerecht wäre, wenn Deutschland viel Geld für Klimaschutz ausgibt und irgendwelche Habenichtsländer gratis davon profitieren. – Bin sicher, dass das Autor*innen-Trio sehr genau darum weiß, dass in den letzten 150 Jahren die viel größere Ungerechtigkeit darin bestand, dass Deutschlands wirtschaftlicher Wohlstand auf seinen im Weltmaßstab extrem hohen Beiträgen zur Klimakrise basiert, weshalb wir beim globalen Süden schon lange enorm in der Kreide stehen; aber diese Fakten werden der Lesendenschaft nonchalant vorenthalten. Dafür gibt es noch einen Bonus-Knoten in den Gehirnwindungen beim Versuch, den Gedankengang nachzuvollziehen, dass die Zeitverluste durch ein Tempolimit die zu erwartenden Einsparungen bei den THG-Emissionen mehr als aufzehren würden; is’ klar, hohe und überhöhte Geschwindigkeiten im Individualverkehr verursachen ja auch sonst keine volkswirtschaftlichen Kosten … (Ironie off)
Und weil die FAS auch zwei gekaufte Seiten für eine Charme-Offensive Bad Orber Windkraftgegner enthielt, ⇢ hier1 noch ein Verweis auf das, was bei solchen Bürgerinitiativen oft (im konkreten Fall kann ich es nicht beurteilen) im Hintergrund passiert. Männer, die die Welt verbrennen, lassen grüßen 🙂
- Ernsthafte Frage: Wie findet ihr diesen Pfeil vor einem Link als kleinen Beitrag zu mehr Barrierefreiheit? Meine Schriftfarbe für Hyperlinks hat ja aus ästhetischen Gründen keinen Knallkontrast zur normalen, und so sieht man vielleicht besser, wo es was zu klicken gibt … ↩︎


3 Comments
oli
Es scheint wohl so, dass China es in 2025 den Break Even bei den CO2 Emmisionen schafft.
Wenn das so eintrifft, dann sind sie ggf. schneller CO2 neutral als die EU.
Und die Chinesen machen das bestimmt nicht weil sie Altruisten sind, sondern weil das einfach günstiger ist.
Es ist schade, wenn die FAZ/FAS noch immer nicht erkannt hat, dass die Nachhaltigkeit das neue Business der Jahre 2025-2035 ist!
Christian Wöhrl
Das hatte ich so noch nicht gehört. Was ist hier mit Break Even gemeint – ein Allzeit-Peak bei den Emissionen, ab dem sie dann rückläufig sind?
Christian Wöhrl
Achtung, da oben war ein Denkfehler meinerseits am Werk: Auch mit Objektiven mit Blendenring funktionieren Belichtungsmessung und -steuerung nicht mehr zuverlässig, sondern die Werte stimmen nur bei Offenblende. Mit jedem Schritt, den ich die Blende zudrehe, kommt eine Stufe weniger Licht rein UND der Belichtungsmesser bekommt die Meldung, dass die Blende eine Stufe geschlossen worden sei, was sich dann addiert. Das bedeutet: Mit jeder Stufe Abblenden würde ein Foto nach Kamera-Messdaten um eine Stufe mehr überbelichtet.
Nun kann man das zwar kompensieren, indem man ausschließlich manuelle Belichtungssteuerung bei fester ISO-Einstellung verwendet und die Belichtungsangaben der Kamera ignoriert; aber die D700 ist traditionell meine Erst-Kamera für Reportagezwecke, und da verwende ich in der Regel Zeitautomatik plus ISO-Automatik nebst manueller Korrektur +/– nach Erfahrung. Und das wird natürlich sehr viel umständlicher, wenn ich dabei noch berücksichtigen muss, welche Blende grade eingestellt ist und wie viele Steps ich gegensteuern muss.
Allerdings verstehe ich auch nicht, wieso bei Zeitautomatik zur Belichtungssteuerung der Wert genommen wird, der VOR der Aufnahme ermittelt wurde, und nicht die Belichtung der eigentlichen Aufnahme überwacht und bei Erreichen eines bestimmten Pegels abgeregelt wird. Das war, soweit ich ich mich erinnere, sogar im 20. Jahrhundert bei analogen Kameras schon mal möglich, als nämlich die Blitz-Belichtungssteuerung „through the lens“ durch Messung des reflektierten Lichts auf der Film-Oberfläche erfolgte. Warum das bei vollelektronischer Bildaufzeichnung nicht mehr möglich sein soll, ist mir ein Rätsel.