Ein kalter Tag im Januar
Habe mich noch nicht entschieden, ob ich der heutigen offiziellen Verabschiedung der US-Demokratie am TV beiwohnen möchte. Hab nämlich Montagabend schon Fernsehen geguckt und mein Bedarf, mir schlechte Laune bereiten zu lassen, ist davon noch reichlich gedeckt – da gab es nämlich im ZDF Berlin direkt. Diese Sendung hatte ich, glaube ich, vorher noch nie gesehen, und ich hätte mich weniger über die Inhalte gewundert, wenn das Ganze unter dem Logo von Bild-TV gelaufen wäre … Wenn Menschen einen so penetrant faktenaversen rechtskonservativen Propagandablödsinn unkritisch konsumieren und sich hinterher politisch informiert fühlen, müssen wir uns über den harten gesellschaftlichen Rechtsruck wirklich nicht wundern.
Um nur einen Punkt rauszugreifen: Als kleiner Faktencheck zum beliebten (gestern bei Berlin direkt in krasser Verzerrung dargestellten) Wahlkampf-Klassiker Wer will wen be- oder entlasten? ⇢ eine Analyse finanzieller Auswirkungen der Wahlprogramme (PDF) vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Hier mal exemplarisch Seite 15, „Prozentuale Veränderung im verfügbaren Einkommen nach Bruttoeinkommensklasse“, woraus sehr deutlich hervorgeht, welche Parteien sich tatsächlich für Erna Kleinsparerin interessieren und welche nicht:



3 Comments
Aebby
Ich sitze gerade auch mit schlechter Laune vor meiner Tastatur und formuliere … auf jeden Fall Danke für die Grafik. Immerhin will grün auch ganz rechts was ein wenig abknabbern (ambitioniert ist anders).
Christian Wöhrl
Ja, schlechte Laune bleibt heute nicht aus. Wir wussten, was er vorhat, aber es noch mal so deutlich zu hören … 🙁 Speziell die Aussagen zum Ausstieg aus jeglicher Klimapolitik sind ja im Prinzip die Ankündigung fortgesetzter Verbrechen gegen die Menschheit; aber auch sonst – widerwärtig von vorn bis hinten.
Man möchte es ja gern mit Humor nehmen, möchte sich sagen, angesichts dieses weltweiten Trends zu politischem Führungspersonal wie beim Schrottwichteln übriggeblieben fällt zumindest ein möglicher nächster Bundeskanzler Merz nicht allzu negativ auf. Aber woher nehmen, den Humor, angesichts absehbar katastrophaler Entwicklungen? Neulich hab ich zu Freunden gesagt, Menschen unseres Alters sollten die beliebte Personaler-Frage „Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?“ guten Gewissens beantworten können mit „kurz vor der Rente“, statt drüber nachdenken zu müssen, ob womöglich „im antifaschistischen Untergrund“ das realistischere Szenario sei …
Aebby
Ja – es ist heute deutlich zu hören, andererseits wird auf plakative Weise wo die internationalen, geistigen Gemeinsamkeiten liegen. Bei mir ist der Humor schon aufgebraucht, der Wahlkampf läuft und ich habe noch nicht aufgegeben, dass wir vielleicht die Kurve bekommen (oder noch 4 Jahre Atempause).
https://www.pentaeder.de/aebbyLOG/2025/01/20/die-neuen-politischen-kategorien/