Vermischtes mit weißlich und weißjanich
Heute früh ⇢ schrieb Herr Buddenbohm von „irgendwas mit Schnee“ und dass es da sei „wie immer im Februar, da sieht niemand mehr hin“. Das mag wohl stimmen im Herzen der Metropole, aber hier draußen in unserer privilegiert-beschaulichen1 Zonenrandlage kann man solcherlei weißliches Wetter schon noch dekoratös finden und dann auch knipsen, während man in postgrippalem Schongang zum Einkauf durch den Wald schluppt …
Und damit auch schon zum Themenkomplex weißjanich, dem aktuellen Wahlkrampf des Grauens. Ich wollte an sich gar nichts mehr dazu schreiben und mir dann am Abend des 23. irgendwo ein Public Screaming suchen; aber die Tage sind mir ein paar nützliche Tools begegnet, die ihr vielleicht auch noch nicht kennt.
⇢ https://zweitstimme.org/erststimme/ (Nachtrag: siehe aber dazu unten den Kommentar von „Mensch“)
Hier könnt ihr für euren Wahlkreis schauen, wie die Prognose für die oder den Direktkandidat*in aussieht; und wenn dort (wie aktuell z.B. in WK 85 Berlin-Lichtenberg) ein knappes Rennen zwischen eine*m AfD- und eine*r anderen Kandidat*in zu erwarten ist, dann kann das für anständige Leute ja nur bedeuten, den oder die andere Kandidat*in zu wählen – völlig egal, ob noch jemand kandidiert, die noch besser zur eigenen Präferenz passt.
Denn für diesmal gilt nun mal: Wir haben uns das so nicht ausgesucht, aber das da rechts ist der Feind, und er darf nicht mal in die Nähe von Regierungs-Verantwortung kommen. Wir müssen den USA ja nicht jeden Mist nachmachen.
⇢ https://www.mandatsrechner.de/
Strategisch wählen auch mit der Zweitstimme, gefunden ⇢ bei der geschätzten Eva Wolfangel. Wenn nämlich eine der drei Parteien, die in den Umfragen um die 5% dümpeln, tatsächlich reinkommt, kann das je nach sonstiger Konstellation die Blauzis nämlich zehn oder mehr Bundestags-Mandate und eine Menge Geld kosten – und wie’s der Zufall so will, ist diejenige der drei Parteien, die aktuell die besten Chancen hat, die mit Abstand sympathischste aus der Runde 🙂 (Und ja, die ist auch weit weg von perfekt, aber wir können uns grade nicht den Luxus leisten, nach Perfektion und hypothetischer Reinheit zu streben. Kompromisse sind gelebte Demokratie; unwählbar sind nur Faschos, das aber gründlich!, sowie solche, die mit ihnen gemeinsame Sache machen.)


Und falls euch immer noch jemand sagt, weißjanich, gib mir noch mehr Informationen, dann wären hier noch zwei hübsche Funde aus dieser Woche zum Weiterreichen:
- eine ⇢ volkswirtschaftlich gründlich fundierte2 Betrachtung der Wirtschaftskompetenz, wie sie sich im Wahlprogramm der Merz-CDU manifestiert;
- mal wieder ⇢ die ZDF-Anstalt – zumindest die ersten 23 Minuten bis einschließlich der wunderbar anschaulichen Erklärung des Rechtsrucks per Familienaufstellung solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Das ist aufklärerischer Polit-Journalismus vom Feinsten, nur ganz leicht getarnt als Satire.3

- jedenfalls meist, ⇢ wenn nicht gerade … ↩︎
- der Autor ist Prof. em. des nämlichen Gebietes ↩︎
- Wann kommen Genre- und Sendeplatztausch der Anstalt mit einer Politnachrichten- oder -talksendung? Was in den großen Sendern manchmal unter Politik läuft, ist doch eher rechtsdrehende Brachial-Comedy, Nuhr noch schlechter … ↩︎


3 Comments
Mensch
Bei der Webseite zweitstimme.org handelt es sich nicht um ein bekanntes oder renommiertes Umfrageinstitut. Die prognostizierten Ergebnisse dort entsprechen nicht anderen Zahlen. Genereller Hinweis darauf, dass es in Deutschland keine systematischen Umfragen zur Erstimmenabsicht in einzelnen Wahlkreisen gibt.
Alle Prognosen für einzelne Wahlkreise basieren auf umgerechneten Umfragedaten für ganz Deutschland und sind daher sehr ungenau. Sie spiegeln *nicht* den Effekt von Haustürkampagnen, prominenten Kandidierenden etc. wieder.
Wenn auf die Situation in einem bestimmten Wahlkreis eingegangen und ein Argument für strategisches wählen gemacht werden soll, dann auf die Prognosemodelle von yougov.de oder election.de verweisen.
Sie sind ebenfalls sehr ungenau, aber immerhin handelt es sich dabei um bekannte und (im Fall von Yougov) auch international renommierte Anbieter. Das Modell von wahlkreisprognose.de ist ebenfalls mit Vorsicht zu genießen, da es sich in der Vergangenheit eher als ungenau erwiesen hat. Die genauen Methodologie hinter den Modellen, bleibt meist unklar..
Und grundsätzlich, durch die Wahlrechtsreform und der Begrenzung auf 630 Mandate und dem weitestgehenden Wegfall von Überhangmandaten, hat die Erststimme deutlich weniger Einfluss, auch, weil die allermeisten Direktkandidaten auf Landeslisten abgesichert sind.
Für mich gilt,
alle Stimmen (2 bei der Bundestagswahl, 10 bei der Wahl in Hamburg) für -Die Linke-
Gabriele
Danke für die Tipps zum strategischen Wählen. Zur Bundestagswahl hab ich schon Briefwahl gemacht – wie vorgeschlagen. Zu Bürgerschaftswahl werde ich das auch beherzigen…
Birte
Schnee ist ausserhalb der Stadt deutlich attraktiver und fotogener.
Ich bin inzwischen zu einem persönlichen Abstimmungsergebnis gekommen. In Hamburg habe ich noch mit mir gehadert, aber auch da weiß ich nun, wo ich meine Kreuze mache. Das nun eine der kleinen Parteien, auch bereits halb tot gesagt, nun doch wohl sicher in den Bundestag einzieht, finde ich gut, weil ich finde, dass wir sie da dringend brauchen.
Die letzte Anstalt muss ich mir noch angucken. Ich halte in der Woche einfach nicht mehr so lange durch. Herr Uthoff musste ja mal aussetzen, aber es ging vermutlich auch mal ohne ihn.
Dir gute Besserung! Gefühlt liegt ja halb Hamburg flach. Ich konnte gestern leider nicht dabei sein, weil ich zeitgleich einen dienstlichen Termin hatte. Immerhin in Hörweite… aber als mein Termin vorbei war, war auch die Demo zu Ende.