Hilfe, mein Fokus atmet (nicht)
Achtung, harter Foto-Nerdkram 🙂
Eventuell erinnert sich jemand an meinen ⇢ Beitrag im Herbst 2022 ĂĽber „BrennÂweiten-SchumÂmelei“. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber inzwiÂschen habe ich begriffen, dass das, was ich eine Ă„ndeÂrung der BrennÂweite beim FokusÂsieren nannte, keine SchumÂmelei ist, sondern Absicht mit einem ganz bestimmten Sinn:
Von modernen ObjekÂtiven versteh’ ich ja nix. Seit Mitte der AchtÂziger habe ich fast nur konvenÂtionelle Gläser in Betrieb, die ĂĽber mechaÂnische AuszugsÂverlänÂgerung oder gleich direkt am Balgen fokusÂsieren, und deshalb fand ich es schon immer intuitiv normal und nicht des NachÂdenkens wert, dass der BildÂwinkel enger wird, wenn ich die Linse vom Film oder Sensor weg- und näher ans Motiv schiebe. Hier ein Beispiel mit dem sehr alten 105mm Micro-Nikkor und einem ca. 5 Meter entfernten Motiv, einmal scharf fokusÂsiert und dann den Auszug fĂĽr 1,0 Meter bzw. 0,5 Meter Motiv-Abstand verlänÂgert: Der BildÂausschnitt wird dabei immer enger, wie sich das gehört 🙂



Was ich bis vor kurzem nicht mitbeÂkommen hatte: Dieser Effekt hat heutzuÂtage nicht nur einen Namen – man nennt das Focus Breathing, also FokusÂatmen –, sondern er gilt auch als unerÂwĂĽnscht. VermutÂlich hat das damit zu tun, dass auch FotoÂkameras inzwiÂschen häufig zum Filmen genutzt werden, und dann ist es ja lästig, wenn man z.B. zwischen zwei unterÂschiedÂlich weit entfernten SpreÂchenden hin- und herfokusÂsiert und sich dabei ständig der BildÂausschnitt ändert.
Also hab ich mal zum Vergleich mein ReporÂtage-Objektiv geschnappt, das ist ein sehr modernes Zoom 24-105 mm. Da sieht das gleiche Fokus-Trio bei längster BrennÂweite so aus:



TatsächÂlich, da atmet nix … Der BildÂausschnitt bleibt beim FokusÂsieren erstaunÂlich stabil. Und das liegt eben daran, dass der BildÂwinkel beim ĂśberÂgang in den Nahbereich immer größer wird. Wie das techÂnisch genau gelöst ist, davon hab ich keine rechte VorstelÂlung (solche Optiken haben ja nicht mehr den klasÂsischen Auszug, sondern InnenÂfokusÂsierung und Pipapo); aber fĂĽr den HausÂgebrauch können wir sagen, dass im NahbeÂreich effektiv „die BrennÂweite immer kĂĽrzer wird“. Konkret sieht das so aus – BildÂpaare jeweils links das Micro-Nikkor 105 mm und rechts das Sony-Zoom bei nomiÂnell 105 mm und von ca. 0,9 Meter ĂĽber 0,5 bis an die Nahgrenze des Nikkors bei 0,41 Meter (das Zoom ist da noch lange nicht auf Anschlag, aber eben bei sehr viel kleiÂnerem AbbildungsÂmaĂźstab!):






Und damit ist der vermeintÂliche Fehler (warum ist das Zoom im NahbeÂreich gar kein Tele mehr?) in WirkÂlichÂkeit eine anstreÂbensÂwerte Qualität moderner Objektive, die ich – altmodisch oder Banause? – bloĂź bisher nicht zu wĂĽrdigen wusste 🙂