Digital,  Randbemerkungen

Kleiner Grenz(enlos)verkehr

Lieber Wetter­dienst, wenn das nächste Mal eine Dürre­periode droht, sag’ uns gern wieder früh­zeitig Bescheid, damit wir eine mehr­tägige Radwan­derung planen können. Nichts zu danken, man hilft ja gern.

Es hat immerhin nicht perma­nent geregnet in der knappen Woche, die wir im deutsch-luxem­burgischen Grenz­land verbracht haben, nur ein, zwei Mal tags­über und manchmal noch nachts; und nötig war es nun mal. Deut­lich kälter war es auch während unserer Tour als in den Wochen davor – in den Nächten teils nur knapp über dem Gefrier­punkt –; so haben wir vor Ort, statt wie geplant ausschließ­lich im Zelt zu schlafen, lieber hier und da ein JH-Zimmer oder eine Holzhütte gebucht.

Panorama-Querformat: Blick von einem bewaldeten Hang auf eine Stadt im Tal, die zwischen dichten Wolken teilweise von der Sonne bestrahlt wird.

Los ging’s mit einem ganz­tägigen Aufent­halt in Trier zwecks Antiken-Bummel. Das ist schon eine sehr inter­essante Stadt, vor allem die Kaiser­thermen fand ich zum wieder­holten Mal bemer­kenswert.

Außerdem den Kontrast zwischen katho­lischer (links) und evan­gelischer Sakral-Architektur:

Die eigentliche Radwan­derung führte uns dann aber schnell weg aus dem breiten Tal der Mosel, zuerst an die Sauer, die über weite Strecken die Grenze zu Luxem­burg markiert, an die Prüm und das eine oder andere noch schma­lere Gewässer. Das war im Grunde überall wunder­schön – die Eifel-/Ardennen-Land­schaft ist enorm abwechs­lungs­reich zwischen sanft­wellig und schroff, und fast immer war es ruhig genug, um sich beim Radeln über viel­stimmigen Vogel­gesang zu freuen.

Landmarken der Stadt Luxemburg, im VorderGrund der moderne verglaste Aufzug, der in die Oberstadt führt, dahinter die leuchtend rote Brücke über das weite bewaldete Tal zwischen Altstadt und dem Büroviertel.

Und Luxemburg-City ist wahn­sinnig span­nend: Allein die Lage an und auf den Hängen tief einge­schnittener Täler beein­druckte uns sehr, dazu natür­lich der faszi­nierende Mix aus histo­rischen und modernen Bauten, beson­ders hervor­zuheben sind die Brücken (die Fahrrad-Hänge­brücke unter einer alten, stei­nernen ist nichts für schwache Nerven und verwirrt zudem den GPS-Logger) sowie der Pano­rama-Fahr­stuhl in die Ober­stadt, zum Zeit­punkt unseres Besuchs sogar mit bespiel­barem Klavier. Oh, und die viele teils unab­sicht­liche Kunst im öffen­tlichen Raum – nicht nur davon gibt es ⇢ in Q2/2025 der Pixe­leien noch einiges mehr (Trier ab Bild 141, Luxemburg-Stadt ab 184).

Insgesamt fühlt man sich schon sehr euro­päisch in dieser Ecke, nicht nur wegen der Nähe zu Schengen: Längs der Sauer zum Beispiel merkt man die meiste Zeit nur an der Qualität der Crois­sants (das aber sehr deut­lich), in welchem Land man sich gerade aufhält. – Auf diesen Firmen­namen wäre ich auch in deutscher Schreib­weise ein klein biss­chen stolz … – Speziell für Birte sei hier noch auf das feine ⇢ NSG Haff Reiméch mit vielen Beob­achtungs-Hütten hinge­wiesen (und mit einem inter­essant ausse­henden Info­zentrum, aber natür­lich waren wir montags da).

Vielleicht noch erwähnens­wert: Es war unsere erste Mehr­tages-Tour, bei der eins der beiden Räder ein E-Bike war – diese Kombi­nation hat sich für uns super bewährt, weil wir zwar beide hügelig-bis-bergige Land­schaften mögen, aber dieses Brennen in den Ober­schenkeln, wenn die Steigung mal wieder lang oder giftig ist, nicht bei beiden gleicher­maßen für Glücks­gefühle sorgt 🙂 Ange­sichts eines ⇢ nicht ganz heraus­forde­rungs­armen Touren­profils (immerhin knapp zwei­einhalb­tausend Höhen­meter an vier Tagen)1 war die zuschalt­bare E-Unter­stützung sozu­sagen ein will­kommener Akt der Gleich­berech­tigung, und außer dass man jetzt auf dem Zelt­platz jede Nacht einen Strom­anschluss braucht, ändert sich gar nicht viel. (Leider bleibt die Küche trotzdem vorerst fossil, denn eine elek­trische Herd­platte bean­spruchte dann doch einen allzu großen Anteil des begrenzten Stauraums …)

Auf einem hölzernen PicknickTisch steht ein Camping-GasKocher, darauf ein Topf. Daneben liegt eine "Handpresso"-Kaffeemaschine nebst Espresso-Tasse. Im HinterGrund unscharf zwei Fahrräder.

  1. Nachtrag: War es schon immer so, dass man bei Komoot unangemeldet die Detail-Informationen nicht sehen konnte, oder ist das auch eine Neuerung, seit der Laden von dieser Heuschrecke aufgekauft wurde? Wie auch immer – ich orientiere mich allmählich weg von dem ehemals nützlichen Dienst, aber das wird beizeiten mal einen eigenen Beitrag wert sein. ↩︎

5 Comments

  • derbaum

    was der rappel sagt! trier hat mich auch begeistert – wenn mein besuch 1998 überhaupt noch zählt 😉

    und mit komoot – das ist einfach nur schade – 85% der belegschaft wurden schon ‚entsorgt’…

    • Christian Wöhrl

      Der Besuch zählt 🙂 Ich war zuletzt sogar zweite Hälfte der Achtziger dort und konnte mich an einiges noch gut erinnern …

      Zu Komoot habe ich neulich ein sehr interessantes Interview gelesen: https://www.neuenarrative.de/magazin/komoot-gruender-verkaufen-an-beruechtigten-techkonzern – ich war nicht immer glücklich mit der App, aber wenn ich mal was zu kritisieren hatte, war der Kundendienst echt in Ordnung. Das dürfte Geschichte sein.

      Für meine Grobplanungs-Zwecke nutze ich nun schon länger was OSM-Basiertes, aber was ich jetzt noch brauche, ist ein Service, zu dem ich .gpx-Tracks hochladen und für andere anschaulich verfügbar machen kann. Mal schauen, ob sich da demnächst was findet – fürs Erste experimentiere ich mit Umap –, denn die nächste Radtour folgt schon bald 🙂

  • Brigitte

    Hallo Christian,
    klasse Tour und ein Gebiet das mir gefällt. In meiner Erinnerung konnte man früher unangemeldet die Details sehen. Teste im Moment outdooractive. Was mich nervt, dass öfters die Sperrungen nicht angegeben sind und bei komoot inzwischen keiner mehr reagiert wenn man es meldet. Für die gpx-Darstellung nutzte ich oft den B-Router. U-map benutze ich intern für meine „Jahresübersicht“
    Viele Grüße Brigitte

    • Christian Wöhrl

      Moin Brigitte, was mir bisher unter anderem an Komoot gefallen hat (ich habe die Version, bei der man nach einmaliger Zahlung beliebig viele Offline-Karten speichern kann), war der Umstand, dass nur ein Dienst – der wahlweise auch im Browser läuft und nicht immer die App erfordert – alles erledigt, was ich von GPS-Software erwarte. Die „fehlende“ Routenberechnung ohne Internet-Verbindung fehlte mir bisher nicht, und sonst kann es ja alles. Nur der Service und die Verfügbarkeit sind jetzt schon merklich schlechter geworden.

      Für die Grobplanung bin ich kürzlich zu Organic Maps übergegangen und bin mal gepannt, ob ich es zukünftig nutzen werde, dass das auch offline Strecken berechnen kann, sofern nur die Landkarte vorher gespeichert wurde. (Eigentlich folge ich unterwegs eher meiner Nase und momentanen Launen als dem GPS; aber manchmal – Wetterumschwung? – mag es nützlich sein, kurzfristig präzise planen zu können.) Aber da hab ich halt keine Möglichkeit, die Daten hinterher anderen in schöner optischer Aufbereitung verfügbar zu machen. Und außerdem las ich gerade, dass bei Organic Maps im Entwicklerteam Zoff herrscht und es schon erste Forks gibt … Können Sachen nicht einfach mal ein paar Jahre anstandslos funktionieren?

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