Randbemerkungen

Man kann’s auch übertreiben

… nämlich mit der Genauig­keit und Auflö­sung von GPS-Logfiles:

Wie neulich ⇢ in der Kommentar­­spalte ange­­deutet, experi­mentiere ich zurzeit ein bisschen mit ⇢ Umap – das ist ein franzö­sischer Dienst, der auf Open­streetmap aufsetzt und das Erstellen und Teilen thema­tischer Karten erlaubt, unter anderem auch solcher mit selbst erzeugten Routen oder Tracks. So etwas bietet sich an als Ersatz für das Teilen von GPS-Daten per Komoot, das ⇢ durch den Verkauf an Bending Spoons sicher­lich nicht besser werden wird.

Nun finde ich es bei Open-Source-Diensten aber doppelt wichtig, die Server nicht zu über­laden. Und der .gpx-Track, den ich während ⇢ unserer vier Tage in Luxem­burg aufge­zeichnet hatte, besteht original aus knapp 55.000 Posi­tionen (oder gut 26 Mega­byte), weil der Logger standard­mäßig auf 1Hz einge­stellt ist – also einen Daten­punkt in jeder Sekunde setzt, solange er in Bewe­gung ist. Das mag für manche Szena­rien sogar sinn­voll sein, aber beim vergleichs­weise gemäch­lichen touris­tischen Radeln ist es völlig über­trieben, weil das in steilen Bergauf-Passagen auf einen Daten­punkt pro Meter Strecke oder noch weniger hinaus­läuft.

Also schau’ mer mal, was passiert, wenn ich den Track so berei­nige, dass unab­hängig von der tatsäch­lichen Geschwin­digkeit nur alle zehn Meter eine Posi­tion übrig bleibt:

Landkartenausschnitt mit einer Serpentinenstraße und einer Route, die etwas eckig, aber erkennbar der Straße folgt.

Das ist unser Weg auf der zauber­haften (!) Straße von Prüm­zurlay nach Ferch­weiler. Sieht ein biss­chen zackig aus dafür, dass ich mich auf Serpen­tinen normaler­weise um Ideal­linie bemühe, wenn kein Gegen­verkehr kommt – aber man erkennt eindeutig, wo wir unter­wegs waren, und die gesamte Runde bean­sprucht jetzt nicht mal mehr ein Mega­byte.

Davon abge­sehen sugge­riert die 1-Hz-Auflösung auch nur Präzi­sion, wo keine ist, denn im Wald (oder in dicht bebauten Städten) ist der Satel­liten-Empfang ja auch nicht immer gülden. Zoomen wir doch mal in den Original-Track rein: Die Kurven sehen dort zwar hübscher aus, aber ich bin hier defi­nitiv nicht abseits der Straße gefahren – das hätte ich gemerkt …

Bildausschnitt der Serpentinenstraße mit einem sehr viel engeren Track, eine Position alle paar Dezimeter. Allerdings verläuft der Track durchaus nicht auf der Straße, sondern manchmal deutlich daneben.

Kurzum: Das Loggen mit einer Posi­tion pro Sekunde bringt mir nix außer mehr Akku­verbrauch. Wird also auch am Gerät selbst zukünftig gröber geschaltet – ein Daten­punkt alle zehn Meter scheint mir für Radel­zwecke hinrei­chend genau aufzu­lösen.

LandkartenAusschnitt von Luxemburg mit einer Route unserer viertägigen Radwanderung.

Zu Umap hatte ich zwischen­zeitlich übri­gens eine Version mit einer Position je fünf Meter hoch­geladen. Das sieht in der Terrain-Ansicht so aus wie neben­stehend, und ihr könnt euch die Karte ⇢ unter diesem Link anschauen.

Nur ob und wie man bei Umap ein Höhen­profil sichtbar machen kann, habe ich bisher nicht heraus­finden können; aber das klappt ja bei Komoot auch nur für die ange­meldete Kund­schaft … Insofern bin ich fürs Erste hier sehr zufrieden. Und das Höhen­profil kann ich euch aus dem lokalen Track-Editor nach­liefern – es sieht je nach X/Y-Skalierung schon ein biss­chen protzig aus:

Höhenprofil einer knapp 190 km langen Radroute. In der ersten Hälfte sind es viele kleine und vier starke Anstiege zwischen ca. 200 und 400 Meter über Meereshöhe, danach verläuft die Route auf zwei Plateaus um 250 bzw. 300m, um im letzten Drittel unter 150m fast flach zu sein.

Nachtrag am 2. Juni: Eine zu eng­maschige Log-Frequenz sorgt übri­gens auch für extrem unge­naue, über­trie­bene Steigungs­angaben, weil jedes noch so kleine Zwischen­gefälle auf einer tenden­ziell anstei­genden Straße penibel regist­riert wird. Die folgenden Vergleichs­bilder zeigen v.l.n.r.:
— Statis­tiken zum Track der ersten Lux-Etappe in 1-Hz-Frequenz;
— denselben Track nach Berei­nigen auf 1 Position pro 10 Meter Strecke;
— die „tech­nischen Daten“ bei Komoot, wenn ich den ursprüng­lichen 1-Hz-Track als Grund­lage einer neu zu planenden Route impor­tiere.
Meinen bishe­rigen Erfah­rungen zufolge ist für so was die Komoot-Angabe viel­leicht etwas zu knapp, hier aber insge­samt die realis­tischste Variante. Ist ja lieb gemeint, wenn mir der GPS-Logger für jedes Schlag­loch im Asphalt einen halben Extra­meter schenkt, aber danke, ich hätte es doch lieber reali­tätsnah 🙂

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