Randbemerkungen

Dackelgarage und Doppelgarage

Zwei grüne TunnelZelte sind zur Inspektion in unserem Garten auf dem Rasen aufgebaut. Durch die Perspektive wirkt das im VorderGrund größer, obwohl es das deutlich kleinere von beiden ist.

Nach dem Camping ist vor dem Camping … Auch wenn unser Familien-Tunnel (hinten) in Luxem­burg nur wenig zum Einsatz kam: Nach so regne­rischem Wetter wie dort stellt man ein Zelt doch gern noch mal auf, feu­delt durch, schaut nach Macken und behan­delt die Nähte. Und wenn ich schon mal dabei war, hab ich auch gleich geschaut, ob an meiner lieben alten „Dackel­garage“ auch noch alles in Ordnung ist, denn damit breche ich dem­nächst noch mal solo auf. – Mit diesem Mini waren wir, bevor die Kinder kamen, auch zu zweit unter­wegs; das geht ganz gut, wenn man alle Taschen nachts am Fahrrad lässt. Fürs Einzel­reisen ist der Platz fast schon üppig, und ganz manch­mal schiele ich auch nei­disch auf Reise­kollegys mit diesen win­zigen Solo-Zelten, die kaum mehr als Biwak­säcke mit Regen­schutz sind und noch mal ein Kilo weniger wiegen. Aber dann denk ich mir, aus dem Alter fürs Rein- und Raus­krabbeln auf dem Bauch bin ich dann doch raus 🙂

Jeden­falls bin ich neulich mal wieder über meine Pack­liste für sommer­liche Radtouren gestol­pert, wie ich sie vor gut 20 Jahren verwendet habe. Hat sich gar nicht sooo viel geän­dert seither, zumin­dest wenn ich solo unterwegs bin …

Manches wird auf den ersten Blick weniger: Die Einträge „Wecker, Uhr, Handy, Taschen­lampe, Fahrrad­computer“ lassen sich heute theo­retisch mit „Smart­phone“ zusammen­fassen. Aller­dings nuckelt das Fon übern Tag, wenn man es auch zum Aufzeichnen der Strecke nimmt (selbst wenn man dabei kein Routing verwendet) sich selbst und mindes­tens eine mittel­große Power­bank leer, und man ist dann zwin­gend drauf ange­wiesen, beim Zelten jeden Abend Strom­anschluss zu haben. Weil ich das sehr einschrän­kend finde – gleich­wohl aber nicht mehr auf GPS-Aufzeich­nung län­gerer Touren verzichten mag –, ist fürs Tracken der Reisen neulich ein sepa­rater, sehr kleiner und leichter Logger dazu­gekommen, der sich in Luxem­burg auch schon gut bewährt hat. Der sollte selbst bei sehr langen Etappen eine Woche oder mehr durch­halten, bevor er wieder (kurz) an den Strom muss.

Manches im Gepäck wird auch mehr, dem stei­genden Bequem­lich­keits­bedürfnis des Alters geschuldet: So hatte ich vor zwanzig Jahren noch keinen Bedarf für einen falt­baren Mini-Tisch nebst Sessel, sondern habe, wenn es unter­wegs oder auf dem Camping­platz keine Sitz­gelegen­heit gab, mein Essen einfach auf dem Boden gekocht. Solche Möbel gehören für mich heute zwin­gend dazu. Zusammen gut andert­halb Kilo und mini­males Packmaß (noch neben dem Zelt im Seesack unter­zubringen) lassen sich aller­dings auch gut verkraften. Schade nur, dass es im Vorzelt der Dackel­garage nicht geräumig genug zugeht, um sich bei Regen damit dort nieder­zulassen; das nämlich klappt im größeren Zelt ganz prima.

Einen CEE-auf-Schuko-Adapter (sper­riges Ding!) hatte ich damals auch nie dabei; mit einem Tasten­telefon als einzig rele­vantem Verbrau­cher – als Kamera war in der Regel nur eine analoge dabei – konnte man auch mal beim Duschen und Zähne­putzen oder bei einer Mittags­pause im Restau­rant nach­laden. Aber auch wenn natür­lich kein Laptop mit auf Reisen geht – Elek­tronik nebst Peri­pherie summiert sich heute. Dazu nicht mehr nur die Sonnen-, sondern auch eine Lese­brille, mehr Sonnen­creme und Pflege­mittel, als ich früher einge­packt hätte, großer Hut statt nur Stirn­band, … Über­schlägig werde ich, wenn’s demnächst losgeht, rund 20 Kilo Zeug aufs Fahrrad packen. Bin gespannt, wie gut ich dann die Berge hoch­komme. Zum Glück konnte ich in Luxem­burg ja schon ein biss­chen trainieren 🙂


Postscriptum, 19. Juni:

Zen and the Art of Krempel­daheim­lassing In den letzten Tagen habe ich mehrere medi­tative Stunden mit Probe­packen verbracht und dabei leider fest­gestellt, dass das, was ich für eine mehr­wöchige Radtour gern mitnehmen würde, mit der Zulade­kapazität meines Renn­rads nicht harmo­niert … Es kommt halt doch ein biss­chen was mehr zusammen als bloß für vier, fünf Tage: Ein Falt­reifen und eine Kette hier, zwei Mahl­zeiten auf Vorrat da, das summiert sich. Und wenn man keinen Lowrider montieren kann – die zwar wunder­schöne Gabel im Tropfen­profil schließt das kate­gorisch aus –, dann ist auch mit zwei dieser häss­lichen neumo­dischen Rahmen­taschen plus Packsack unterm Aero-Lenker das Lade­volumen begrenzt:

Ein ziemlich schwer bepacktes Rennrad: RahmenTaschen über und unter dem OberRohr, ein Seesack unter dem Aero-Lenker sowie zwei große Hinterrad-Taschen und ein großer Seesack auf dem GepäckTräger.

Und jetzt hab ich noch ein paar Tage Zeit, mir zu überlegen, ob ich auf solche Annehm­lich­keiten wie Tisch und Sessel verzichten kann – der Platz im Seesack wird für anderes drin­gender gebraucht – oder ob ich doch lieber den Lastesel nehmen soll. Aber damit wäre ich auch wieder lang­samer und schon vom Rad her mit viel mehr Gewicht unter­wegs – und da ich auch in die Berge will und dann jedes Extra-Kilo doppelt zählt, werde ich diesmal trotz fortge­schrittenen Alters wohl noch mal auf dem Boden kochen müssen 🙂

2 Comments

  • Aebby

    Mit dem Zelt war ich schon ewig nicht mehr unterwegs. Die letzten Jahre hatte ich auch auf Radtouren in festen Unterkünften genächtigt. Bisher hatten wir immer Glück ein Zimmer zu bekommen – ein gewisser Reiz ist aber immer noch spürbar.

    Die Ausrüstungsliste hat sich bei mir auch verändert 😉 Vor allem die Brillen sind ein echtes Ärgernis. Ich bräuchte eigentlich eine selbst-tönende Radbrille mir Korrektur für die Ferne und einem Lesespot.

    • Christian Wöhrl

      Oh ja, Brille ist wirklich mit das Schlimmste an der Sache. Bis vor ein, zwei Jahren war wenigstens noch meine Fernsicht bis auf ein paar Meter picobello, aber inzwischen ist es je nach Tagesform manchmal schon schwierig, mit der unkorrigierten Sonnenbrille alle Schilder zu lesen. – Als ich damals, in den Neunzigern / Nullern, meine wildesten Alpentouren gemacht habe, war ich auch meist ohne Zelt unterwegs und mochte es sehr, wie wenig Gepäck man dann nur noch braucht. Aber gerade jetzt im Sommer schätze ich es doch auch sehr, um vier Uhr aufstehen und bald losradeln zu können, so dass bis zur Mittagshitze zwei Drittel des Weges geschafft sind … und das ist mit Zelt doch leichter als in Pensionen und Hotels 🙂

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert