Vom Raw-File zum Panorama: (m)ein Workflow

Da ich immer mal wieder danach gefragt werde: hier ein kurzer Über­blick, wie ich, Stand Sommer 2022, ein Pano­rama aus mehreren Einzel­aufnahmen zusammen­setze. Zum Einsatz kommen dabei eine sehr alte Light­room-Version als Raw-Konverter (unter Linux nähme ich ersatz­weise Dark­table für ähnliche Funktio­nalität) sowie Affinity Photo für die Montage (das es leider nicht für Linux gibt – dafür muss ich beizeiten mal eine brauchbare Alternative finden; in Gimp wäre mir so was entschieden zu viel Fummelei).

Als Beispiel­aufnahmen verwende ich hier eine Serie frei­hand geknipster Bilder einer Bau­stelle im Ham­burger Hafen, einfach weil das realis­tischer ist als die Annahme, man habe immer ein Shift-Objektiv oder, besser noch, eine Kamera mit verschieb­barem Rück­teil auf Tasche. Die Ergeb­nisse solcher Schwenk-Pano­ramen sind zwar nicht so verzeich­nungsarm wie geshif­tete, bei denen die Achse zwischen Objektiv und Sensor immer in derselben Ebenen­lage bleibt, aber dafür sehr schnell und mit wenig Aufwand bei der Aufnahme selbst erledigt.

Die Ausgangsbilder in der Lightroom-Übersicht:

Miniaturansicht von 20 Einzelfotos, die nachher zu einem Panorama zusammengesetzt werden sollen

20 über­lappende Aufnahmen, fünf Spalten à vier Reihen, mit der MFT und dem 17-mm-Objektiv. Für gleich­mäßiges Ausgangs­material habe ich manuelle Belich­tung und manuellen Fokus bei mitt­lerer Blende eingestellt.

Beispielhafte Einstellungen einer Tonwertkorrektur eines etwas zu knapp belichteten Fotos zur Optimierung des Histogramms

In diesem Beispiel war ich nicht allein unter­wegs und habe mich beim Knipsen beeilt. Daher ist die Belich­tung nicht perfekt auf die hellste Stelle des Gesamt­motivs hin ausge­richtet (Faust­regel expose to the right), sondern sicher­heits­halber etwas knapp belichtet. Das und der Weiß­abgleich werden daher im Raw-Konverter noch justiert; ich opti­miere exem­plarisch das Histo­gramm für ein Bild mit hohem Lichter-Anteil und über­trage die Einstel­lungen auf die 19 übrigen Fotos.

Dabei geht es noch nicht um die finalen Tonwerte und Kontraste, sondern darum, möglichst tonwert­reiche Bilder als Basis für die Montage zu erhalten. Auch geschärft wird hier noch nicht, das kommt erst nach der Montage. Ob man bereits auf die Einzel­bilder Verzeichnungs-Korrekturen fürs Objektiv­profil anwendet, muss man auspro­bieren, siehe Ende dieses Artikels.

Anschließend werden die Dateien expor­tiert, und zwar verwende ich zwecks Verlust­freiheit ein 16-bit-TIFF-Format und den ProPhoto-RGB-Farbraum.

Technische Daten zum Export einer möglichst detailreichen, verlustfreien TIFF-Datei aus Lightroom

Jetzt wird zu Affinity gewech­selt. Datei -> Neues Pano­rama, im folgenden Fenster -> Hinzufügen, alle soeben erzeugten Tiffs auswählen, -> Pano­rama zusammen­fügen. Das Programm rechnet ein biss­chen und zeigt dann rechts eine Voransicht:

Screenshot der Eingabemaske in Affinity Photo zur Montage eines Panoramas

Nach Klick auf OK wird das Pano­rama in voller Bild­schirm­größe gerendert, das kann je nach Vorlagen und Prozessor­leistung wieder ein bisschen dauern:

Zusammengesetztes Panorama, noch unbeschnitten

Deutlich zu sehen: Bei Schwenk­panoramen muss das Programm die Einzel­bilder teils kräftig verzerren, um glatte Über­gänge hinzu­bekommen. – Falls ihr an dieser Stelle merkt, dass ein Über­gang unsauber aussieht, könnt ihr mit den Werk­zeugen der kleinen Palette links Einzel­bilder gezielt anwählen und deren Beitrag zum Gesamtbild erwei­tern oder redu­zieren. Das ist aller­dings etwas zu frickelig, um es verbal zu erklären; schaut euch dazu besser ein Hilfevideo an.

Wenn soweit alles gut aussieht, wird per Klick auf -> Anwenden das Pano­rama auf eine einzelne Datei ohne Ebenen einge­dampft. Nun könnte man das Bild auch im normalen Editor-Modul von Affinity fina­lisieren, aber ich expor­tiere aus alter Gewohn­heit lieber wieder als 16-bit-Tiff und mache das Fein­tuning (Objektiv­korrekturen, Gerade­­rücken, Zuschneiden sowie Kontrast und Schärfe) wieder in Lightroom:

Screenshot eines Panoramas mit letzten Details der Feinabstimmung im Bildbearbeitungsprogramm

Ich erwähnte oben die Frage der Objektiv­profil-Korrektur: In diesem Fall war es zu meiner Über­raschung so, dass Affinity aus bereits per Profil­datei entzerrten Einzel­bildern mehr Fehler (siehe Bild) beim Zusammen­setzen machte als aus unkorr­igierten Dateien. Wenn also eine Montage im ersten Versuch nicht gut klappt, lohnt es sich, mit solchen Para­metern zu variieren.

Screenshot: Detail einer Panorama-Montage mt Anschlussfehlern