Richtige Idee, falsche Partei
Vielleicht habt ihr es schon gelesen: Die AfD möchte Widerstand gegen den Klimaschutz zu ihrem Kernthema machen. Das ist natürlich konsequent, schließlich positioniert sich die Partei seit je als erste Wahl für all jene, die auf jede Verschwörungstheorie nur zu gern reinfallen. Aber es ist auch ein bisschen schade:
Denn vermutlich gibt es in Deutschland eine ganze Menge Menschen, die, sei es aus Gleichgültigkeit oder bewusstem Egoismus, ihr vermeintliches Freiheitsrecht auf Fernreisen und Vollgas höher gewichten als die existenziellen Rechte kommender Generationen. Aber auch von denen werden sich nicht alle mit einer Partei anfreunden können, die notorisch mehr Sympathie für den Faschismus als für die Verfassung zeigt. Deshalb bräuchten wir meines Erachtens mal noch eine Partei im bürgerlichen Spektrum, die konsequent kurzfristige Wirtschafts- und Konsuminteressen verfolgt – mit Sicherheit wird es bei den ehemaligen Volksparteien reichlich Personal für eine solche Bewegung geben.
Dann könnte auf der Gegenseite eine wirklich nachhaltige Politik propagiert werden, die die langfristige Bewohnbarkeit des Planeten in den Fokus rückt und ehrlich damit umgeht, dass zum Erreichen dieses Ziels für ein paar Jahre oder Jahrzehnte Opfer unterschiedlicher Art zu bringen und die Gesellschaft als Ganze sowie die individuelle Lebensgestaltung grundlegend anders zu organisieren sind. [Nachträglicher Einschub: Ich vermute nämlich, dass erst ein explizites Kontra auch ein entschiedenes Pro provozieren kann – mit dem Resultat klarer Lagerbildung, die wir bei so einem bedeutenden Thema meines Erachtens dringend brauchen. Denn bisher sprechen sich alle demokratischen Parteien mehr oder weniger diffus für Klimaschutz aus und tun dabei so, als sei der nahezu kostenneutral zu haben. Reicht bisher fürs Gewähltwerden, reicht aber nicht ansatzweise für Nachhaltigkeit.] Und all das im Wissen darum, dass ein kleines Land wie Deutschland natürlich unmittelbar keinen nennenswerten Unterschied bei den globalen Emissionen macht – es ginge dabei ums Symbolische, um die Leuchtturmfunktion einer Volkswirtschaft, die es sich allzu lange auf ihren Errungenschaften des vorigen Jahrhunderts bequem gemacht hat und vielleicht doch noch wandlungsfähig sein kann.
Damit hätten wir bei Wahlen wieder eine echte Wahl: Wollen wir jetzt unseren Spaß, sch**ß auf die Lebensbedingungen unserer Enkel, oder wollen wir endlich unserer Verantwortung für unsere Nachfolger gerecht werden? Auf der Basis solcher Entscheidungen könnte dann auch mal mutiger, i.e. wirksamer Klimaschutz gemacht werden. Oder mangels Mehrheit auch nicht – aber dann hätte mans wenigstens bewusst vergeigt, das wäre zumindest ehrlicher als die bisherige Placebo-Umweltpolitik, die niemandem wehtut und niemandem nützt.
[Noch ein Nachtrag: Grade bei Heise einen der besten Kommentare zu diesem Themenkomplex in letzter Zeit gelesen.]