Business as usual
Hat schon jemand begriffen, warum es so lange gedauert hat, bis die CD/SU ein Wahlprogramm veröffentlicht hat? Immerhin scheint, ich habe bereits quergeblättert sowie ein paar erste Kommentare gelesen, im Prinzip genau das Gleiche drinzustehen wie immer. Bloß keine neuen Steuern, mehr Kompetenzen noch für die dubiosesten „Sicherheits“dienste und natürlich Klimaschutz möglichst unverbindlich und so, dass die heiligste aller deutschen Kühe, die Industrie, bitteschön nichts davon merkt. Wenn man es positiv betrachten möchte, ist das konsequente Zielgruppen-Orientierung: Politik für wohlhabende Ruheständler, ausgedacht von Menschen, die bei ihrer Karriereplanung wohl auch primär dieses Ziel vor Augen hatten.
Apropos Zielgruppe: In der CD/SU-Wählerinnenschaft dürfte der Anteil jener, die sich selbst als ehrbare Kaufleute verstehen, überdurchschnittlich hoch sein. Versteht man in diesen Kreisen nicht, oder will man nicht verstehen, dass man mit der Entscheidung für sogenannt-konservative Umweltpolitik (die ja stets eine irrationale Wette ist darauf, dass kommenden Generationen schon was Kluges einfallen wird, weshalb man heute auf gar nichts verzichten muss und auch sonst alles nicht dringend ist) nichts anderes tut, als die Zukunft der eigenen Nachkommenschaft mit ungedeckten Schecks zu finanzieren?
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Randbeobachtungen anlässlich dieses Artikels: Bekämpfung der bösen Anonymität im Internet klappt bei den Christlichen teilweise bereits gut – zumindest cdu.de ist Stand heute über TOR nicht aufrufbar. csu.de allerdings schon, da müssen die Bayern wohl noch nachbessern 😉 Und dass das Download-PDF des Wahlprogramms auf einem Amazon-AWS-Server liegt, finde ich für eine Partei, die „Tech-Giganten in die Schranken“ weisen und „Souveränität auch digital sicherstellen“ möchte (S. 92 f.), auch ein klein bisschen drollig.
4 Comments
ben_
Wenn ich mir die Blechlawine an SUVs, die sich jeden Morgen vor meiner Wohnung her in die Stadt ergiesst, würde ich sagen, dass die Karriereplanung von CDU-Wähler.innen zuerst mal einen schnellstmöglichen Reichtum in einer obszönen Dimension hat. Und damit sind sie verblüffend erfolgreich …
cwoehrl
Obszöner Reichtum, manchmal vielleicht auch die Simulation desselben, um sich dazugehörig zu fühlen … Es ist schon eine Weile her und ich weiß die genaue Zahl nicht, aber ich las mal, dass ein verblüffend hoher Anteil großkalibriger Kfz in Wirklichkeit der Bank gehören. (Für mich auch komplett unverständlich, etwas anderes als Wohneigentum auf Pump zu kaufen.)
ben_
Das verleitet latürnich direkt zu dem Gedanken, ob nicht jede Form von finanziellem Reichtum eigentlich immer eine Simulation von etwas Irrealen ist … 😀
Christian Wöhrl
Ein Gedanke, der mir gefällt – darauf muss ich noch ein bisschen rumdenken …