D. F. z. W. u. a.
Ein kleiner Sammeleintrag mal wieder … fangen wir mit den ersten vier Buchstaben an:
Genau, das Fahrradbild zum Wochenende, heute mit einem Tunnelblick im Beimoorwald.
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Telekomplikationen: Hin und wieder muss ich mich selbst daran erinnern, dass in meiner Jugend alle Telefonate, auch die ins Nachbardorf, minutenweise zu bezahlen waren. Sobald mir das aus dem Blick gerät, komme ich nämlich ganz schnell auf die Idee, dass IP-basierte und Mobilfunk-Anrufe überhaupt keine Vorteile gegenüber dem damaligen 𝔉𝔢𝔯𝔫𝔰𝔭𝔯𝔢𝔠𝔥𝔳𝔬𝔯𝔤𝔞𝔫𝔤 per Wählscheibentelefon haben … Unvollständige Liste von Ärgernissen der letzten Zeit:
• Ziemlich viele Gespräche, sei es im Fest- oder Mobilnetz, haben unterirdische Verbindungsqualität mit Abbrechern und Ausfällen.
• Manchmal ist an unserem Glasfaser-Hausanschluss von außen Kein Anschluss unter dieser Nummer, was man natürlich nur zufällig mal mitbekommt.
• Selten, nicht reproduzierbar, kommt es vor, dass ich eine Nummer wähle und bei der Gegenstelle schon beim ersten Freizeichen mithören kann, also lange bevor jemand abnimmt.
• Und Butt Dialing, also versehentliches Durchtelefonieren der Anrufliste, passiert neuerdings nicht mehr nur in der Gesäßtasche, sondern auch, wenn das Telefon unberührt neben mir auf dem Schreibtisch liegt. (Wobei ich mir das noch am ehesten erklären kann, nämlich mit „Störsignalen“ anderer Bluetooth-Funkquellen. Was natürlich nicht passieren dürfte – aber es passt auch zu dem hässlichen Effekt, dass mein Tablet gelegentlich, ebenfalls unberührt, aber in der Nähe, selbsttätig Audio-Mitschnitte aus meinem Büro per Signal-Messenger versendet.)
Jedenfalls finde ich das alles extrem unschön. Denn auch wenn ich normalerweise viel lieber schreibe, als zu sprechen, halte ich klassisches Telefonieren als Kommunikationsschiene für unverzichtbar. Vor allem, wenn ich beim Nachwuchs mitbekomme, was so alles beim Instant Messaging schiefgehen kann: Da wird eine Wotzäpp geschrieben, man sieht, dass das Gegenüber sie liest, und dann kommt keine schnelle Reaktion. Resultat: Man ist sofort beleidigt, weil man ja seinen Teil zur Kommunikation beigetragen hat. Mit einem raschen Anruf würde man viel leichter mitbekommen, dass es dem Gegenüber vielleicht grade schlecht geht und deshalb nicht reagiert wurde; aber offensichtlich telefonieren nur noch altmodische Menschen freiwillig. Wer auf der Höhe der Zeit sein will, kommuniziert lieber auf zwanzig Internet-Kanälen gleichzeitig aneinander vorbei …
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Präzedenzfall: Diesem Kommentar von Jürgen Schmidt / heise stimme ich vorbehaltlos zu. Sollte Apple bei seinen Plänen bleiben, eine Funktion zum Scannen * von Rechnern und Mobilgeräten einzuführen, die vermeintliches Fehlverhalten der Nutzer erkennt und meldet, dann kommt mir das jeweilige Betriebssystem nicht mehr ins Haus. (Schlimm genug, wenn sich Geräte, siehe oben, durch Fehlfunktion selbstständig machen, aber doch bitte nicht auch noch absichtlich.) Mit welcher Hybris muss man ausgestattet sein, um zu glauben, dass man Überwachung ohne Missbrauchsrisiko haben kann?
* Der Begriff scannen ist hier verkürzt und streng genommen technisch inkorrekt, sehr viel genauer lässt es sich bei John Gruber nachlesen, der das Ganze insgesamt auch weniger kritisch sieht; für mich ist halt der Slippery-Slope-Aspekt, das Missbrauchspotenzial, das man zu akzeptieren bereit sein kann oder eben nicht, der Knackpunkt.
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200% Plus: Warum nur fällt mir beim Stichwort Hybris sofort die Bahn ein? Könnte an den vielen großspurigen Bahnhofsprojekten und Hochgeschwindigkeitstrassen liegen, die allüberall im Land absurde Summen verschlingen (wusstet ihr z.B., dass ein Kilometer Eisenbahntunnel ab 100 Millionen Euro Baukosten zu haben ist, wobei je nach Berechnung 30.000 bis über 100.000 Tonnen CO2 emittiert werden? *) und großteils systematisch am Ziel eines integralen Taktfahrplans vorbeigeplant sind. Es gibt wohl auch sinnvollere Konzepte für die Zukunft der Schiene: So las ich neulich von Überlegungen, dass sich die Kapazität auf den bestehenden Trassen im Personen- und Güterverkehr kurzfristig verdoppeln ließe, wenn man nur die Geschwindigkeit auf den stark frequentierten Strecken geringfügig reduzierte, weil dann dichtere Takte möglich sind. Dafür müsste man sich nur mal von der fixen Idee Schneller ist besser verabschieden – zwischen Hamburg und Hannover wäre man zehn Minuten länger unterwegs, dafür könnten doppelt so viele Fahrgäste befördert werden. Was da die bessere Wahl ist, kommt mir ziemlich eindeutig vor …
* dies und andere spannende Sachen stehen im Alternativen Geschäftsbericht der DB AG des Bündnisses Bahn für Alle.
5 Comments
Detlef Steuer
Moin!
Dein Tablet schickt ohne Berührung Audio-Mitschnitte irgendwohin?! Und Du bist nicht in Panik? Mindestens ein Factory-Reset ist dann fällig. Hilft nicht, falls Dich wirklich jemand angreift,
aber vielleicht gegen Malware. Ein Gerät, das einfach mal was aufzeichnet und irgendwohin schickt, gekoppelt mit den Plänen von Apple, gequirlt mit etwas Staatstrojaner und man braucht eigentlich gar keine Phantasie mehr.
Gegen den nächsten Assange wird es elektronische Beweise geben. Unzweifelhafte oder jedenfalls unwiderlegbare.
Trotzdem ein schönes Wochenende 🙂
Detlef
cwoehrl
Ich hab das tatsächlich *etwas* beiläufiger beschrieben, als ich es damals empfunden habe … Factory Reset war klar, seither habe ich das auch nicht mehr beobachtet, was aber auch daran liegen kann, dass ich mir grade angewöhne, Apps nach der Benutzung direkt wieder aus dem Speicher zu werfen (was schlecht für die Batterielaufzeit sein soll, aber egal). Denn diese ungebetenen (Kontakt-)Aufnahmen gabs immer dann, wenn z.B. Signal im Vordergrund noch offen war. Das war quasi das Gegenteil einer heimlichen Aktion, man hätte der App wohl dabei zusehen können, also wohl eher ein technischer Fehler als bösartig; aber trotzdem natürlich schlimm genug.
Mit den Beweisen hast du recht – im Prinzip machen wir uns mit unseren Vernetzungsgerätchen beliebig manipulierbar. Und für jemanden auf meinem Kenntnisstand, wahrscheinlich für 99,x Prozent aller Mitmenschen, dürfte das auch für freie Hard- und Software gelten – da wird es dann nur ein bisschen schwieriger. Aber wer kann schon von sich behaupten, volle Kontrolle über seine internetfähigen Geräte zu haben? Da kenne ich nur wenige …
Detlef Steuer
Moin!
Tatsächlich wird es aktuell einfacher, sich mit freier Software sicherer zu sein. Zumindest für Android und manche
Linux-Distros werden reproducible builds angestrebt oder auch schon umgesetzt. Für Android z.B. bei fdroid.org. Damit sind heimliche Änderungen
am Quellcode entdeckbar und auch der berühmte Angriff mit dem manipulierten Compiler funktioniert nicht mehr.
(Wenn man sich genug Mühe gibt, was natürlich in der Regel durch Vertrauen in das Software-Archiv ersetzt wird. Auch bei mir 🙂 )
Auf jeden Fall sind Angriffe so gut erkennbar und deshalb relativ gefährlich für den Angreifer.
Es ist nicht alles schlecht 🙂
Detlef
Christian Wöhrl
Moin Detlef,
von Android weiß ich aktuell so gut wie nichts mehr – ich hatte damit in der Anfangszeit zu tun, als das grade losging mit Cyanogen Mod und dergleichen, und ich erinnere mich noch, spektakulär gescheitert zu sein bei dem Versuch, ein alternatives System zu installieren. Das war damals irre knifflig. Aber wahrscheinlich ist das inzwischen auch etwas freundlicher geworden.
Tja, und Linux … ich habe eigentlich seit den späten 90ern oder frühen Nullern immer auch ein Linux zur Hand, damit ich dabei einigermaßen am Ball bleibe, bis ich irgendwann mein Büro final zuklappen kann und all den proprietären Müll nicht mehr brauche, der mich zu MacOS nötigt (nach diversen anderen Experimenten sind das schon seit Jahren immer mal unterschiedliche Ubuntu-Geschmacksrichtungen, ich hab da noch keinen klaren Favoriten, aber ubuntuusers.de ist generell eine super Info-Quelle für Anfänger). Aber welche Distro wie vertrauenswürdig ist – da muss ich mich dann halt auf die Aussagen von Menschen verlassen, die ich mehrheitlich nicht persönlich kenne …
Wenn mir diese Sicherheitsaspekte mal besonders wichtig sind, wüsste ich auch noch ein Tails zum Laufen zu bringen, aber das möchte man ja nicht im Ernst als Produktivsystem nehmen.
Jedenfalls scheint bei allen Verbesserungen im Detail doch nach wie vor erhöhter Aufwand nötig zu sein, um auf ein ordentliches Sicherheitslevel zu kommen. Den Aufwand muss man treiben wollen – und können.
derbaum
ich schreibe auch lieber als das ich rede (weil ein anruf meist im ungelegensten moment kommt), aber nachdenkenswert ist das ganze schon…