Sammelnotizen (Forts.)
Also: Die Spiegel-Titelgeschichte ist tatsächlich nicht annähernd so schlecht wie das Cover, sondern sogar recht interessant. Allerdings wird halt auch deutlich, dass es auf dem Gebiet energetischer Gebäudesanierung derzeit weit mehr Fragen als Antworten gibt.
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Gewissermaßen das Gegenteil des Spiegel-Artikels, nämlich eine leidlich seriös daherkommende Headline, gefolgt von einer großen Portion gequirlten Blödsinns, könntet ihr dieses Wochenende in der Neuen Zürcher lesen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Steaks auf Bäumen wachsen? Das schreibt Josef Joffe zwar nicht wörtlich; aber er suggeriert es, wenn er dem Veganismus unterstellt, für das Abholzen von Wäldern verantwortlich zu sein, und dabei unterschlägt, um wieviel mehr das für die Rinderzucht gilt. Solcherlei Unfug gibt es in diesem Artikel zuhauf, nur notdürftig getarnt unter einem Deckmäntelchen kritischer Betrachtung des Umweltschutzes als angeblicher Religion. Traurig anzuschauen, wenn gebildete Menschen sich in der Gegenwart nicht mehr zurechtfinden und ihrem Bedürfnis nachgeben, intellektuell unkontrolliert um sich zu schlagen …
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Aber damit dies nicht auf eine allzu düstere Note endet, empfehle ich euch jetzt noch den gestrigen Böhmermann – das ist nicht immer meine Sorte Humor, aber dieses Mal war es wieder ziemlich prima. Und vor allem dank Prof. Melanie Brinkmann (ab Minute 5) auch ausgesprochen informativ – deutlich klüger jedenfalls als mancher Text gewisser Feuilletons, hüstel.
6 Comments
derbaum
also das mit den steaks und den bäumen hat einen seriösen hintergrund – es gibt ein buch darüber ( https://bit.ly/3ra06ZQ ) auch bei mir im regal. und es geht darum das die schweine in früherer zeit in den wald getrieben wurden um eicheln zu fressen – das macht nunmal das steak schmackhaft. wenn das so aus dem kontext gerissen wird isses eben shic….
ansonsten hoffe ich das euer dach noch da ist – hier püstet es ein weing aber mehr (noch) nicht…
Christian Wöhrl
Das mit den Schweinen früher im Wald kenne ich auch, aber das ist bei diesem Artikel nicht der Punkt. Der kritisiert ausdrücklich pflanzliche Nahrung dafür, dass für den Anbau von Getreide Wald gerodet werden muss. Aber wo wächst das Getreide, das im heutigen industriellen Maßstab Rindern gefüttert wird? – In meinen Augen ist das NZZ-Stück ein Musterbeispiel dafür, wie ein alter weißer Mann (hier nicht als äußerliche Beschreibung, sondern als Geisteshaltung gemeint) nicht wahrhaben will, dass seine vermeintlich ewigen Wahrheiten nicht mehr gültig sind. Solche Texte sind reine Akte der Verzweiflung, aber solange sie von genug Leuten als gleichwertige Diskussionsbeiträge wahrgenommen werden, haben sie einiges Zerstörungspotenzial.
Apropos: Das Dach ist noch drauf 🙂 Außer ein paar Blumentöpfen steht auch alles noch an seinem Platz.
Christian Wöhrl
Also noch mal zum Sturm – keine 100 Meter weiter sieht es heute so aus:
derbaum
gut so – das mit dem dach. das andere ist sehr – wie sag ichs höflich…
Christian Wöhrl
Also höflich wäre das auch nicht, aber ich habe für solche Veröffentlichungen neulich die Metapher „kurz vor dem Aussteigen noch mal in den Fahrstuhl pupsen“ gehört 🙂
derbaum
aber das gefällt mir sehr gut!