Erdöl und das Grundgesetz
Die Kritik an der jüngsten Aktion der Letzten Generation ist laut, oft polemisch und kommt aus den unterschiedlichsten Richtungen. Aber meiner Meinung nach unterschätzt man die so gern umworbene Mitte der Gesellschaft, wenn man ihr die winzige gedankliche Leistung nicht zutraut, in einem symbolischen Angriff mit Erdöl aufs Grundgesetz die Symbolik zu erkennen und die eigentlich Angreifenden zu identifizieren. Um nicht zu verstehen, was hier gemeint ist, muss man es aktiv nicht verstehen wollen. – Dass Teile der Medien sowie der Politik es als ihren Job betrachten, dieses Nichtverstehenwollen, diesen grundsätzlichen Unwillen, die Scheuklappen zu Klimathemen hin abzusetzen, noch zu unterstützen, ist m.E. die eigentliche Problematik.
Und natürlich lassen sich solche bildmächtigen Aktionen auch antiaufklärerisch ausschlachten. Aber wer ein Interesse daran hat, Klima-Aktivismus zu diskreditieren, wird überall Material finden; ich sehe bei solchen Aktionen eher die Chance, bei unentschlossenen Menschen „einen Hebel in die richtige Richtung umzulegen“, als eine Gefahr in die andere Richtung.
Generell würde ich mir wünschen, dass wir innerhalb der Klimabewegung nicht zu viel Energie ins Kritisieren derer investieren, die die gleichen Ziele haben wie wir, sie aber auf anderen Wegen zu erreichen versuchen. Solange die Wege gewaltfrei sind, haben sie meines Erachtens uneingeschränkte Solidarität verdient. Und nicht reaktionäre Querschüsse von Abgeordneten, die mal als Grüne gewählt worden sind und sich heute eher wie die CSU-Niederlassung Norddeutschland gerieren …
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Die eigentlich Angreifenden (exemplarisch) Die aktuelle Wochenbilanz des Bundesautobahnundsonstnixministeriums ist selbst nach den Maßstäben der Lobbytruppe, der es unterstellt ist, bemerkenswert niederträchtig:
— angestrebter Deutschlandtakt bei der Bahn faktisch abgesagt;
— geplante Schikanen für die zivile Seenotrettung;
— EU-Verbot für Verbrenner ab 2035 vorerst vom Tisch;
— Studie zum Tempolimit von Klimawandel-Leugnern schreiben lassen.
Und bevor ich jetzt noch darauf eingehe, dass die sauberen Herrschaften von der F*ckDenPlaneten-Partei außerdem der Meinung sind, dass Kinder in Deutschland Werbung für ungesunde Produkte dringender brauchen als finanzielle Grundsicherung, höre ich lieber auf (Blutdruck, you know).
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Lieber noch zur Entspannung ein paar heutige Bilder von der Wakenitz, die stilistisch nicht in die Reihe nebenan passen.
One Comment
Christian Wöhrl
Siehe auch die heutige Stöcker-Kolumne für einen plausiblen Erklärungsversuch, warum Volker Wissing, der noch vor einem Jahr so intelligente Dinge über Verkehr sagte, dass sogar ich ihn zeitweise für gar nicht soo schlecht hielt, mittlerweile so agiert, dass im Vergleich selbst das CSU-Depperl, das vor ihm das Amt auszufüllen vermied, wie eine Leuchte aussieht …