Schwarzweiß aus der Digitalen
Was bin ich doch für ein Gewohnheitstierchen … Seit ich im März 2004 meine erste DSLR gekauft habe, ist das Bilddatenformat an allen digitalen Kameras, die das erlauben – Handy eingeschlossen –, auf Rohdaten/Raw eingestellt. Wenn ich dann mal was schwarzweiß haben will, was gar nicht mal selten ist, wird das eben in der Bildbearbeitung gemacht, sei es direkt in Lightroom, etwas schöner in Nik SilverEfex oder auch in Photoshop bzw. neuerdings Affinity.
Für meine jüngste Unternehmung, bei der es monochrom werden sollte – ihr habt die relativ üppige Bildauswahl vielleicht schon nebenan gesehen –, habe ich es (inspiriert von einem Beitrag bei Oli) mal anders gemacht. Und zwar war bloß die Sony a7 mit dem Leica-M-Summicron dabei, beste Voraussetzung für Konzentration aufs Wesentliche, ohne sich in Makro-Details verlieren zu können. Das ist ja eine Spiegellose mit elektronischem Sucher, und wenn man als Effekt Schwarzweiß auswählt, wird eben auch das Sucherbild schwarzweiß.
Und ich muss einräumen: Selbst nach all den Jahren seit ca. Mitte der Achtziger, in denen ich schwarzweiße Fotos durch einen normalfarbigen oder sogar (bei analogen Aufnahmen) per Farbfilter verfremdeten Sucher komponiert habe, finde ich es ausgesprochen angenehm, wenn schon bei der Bildgestaltung die ablenkenden Farbinformationen ausgeblendet werden und nur die Strukturen und Helligkeitswerte sichtbar sind, die dann auch fürs fertige Bild relevant sind.
Für die meisten der Bilder, die drüben zu sehen sind, war als Datenformat ausschließlich JPG eingestellt; allerdings hatte ich bei den kontrastreichen Motiven im Museumsdorf irgendwann das Gefühl, dass mir in den Schatten zu viel verloren geht, und habe für einige Aufnahmen noch auf den Modus Raw+JPG umgeschaltet:
Tatsächlich lässt sich aus den Rohdaten (die in Lightroom natürlich erst mal wieder farbig ankommen und dort konvertiert werden müssen) noch eine ganze Menge mehr an Informationen nicht nur in den Tiefen, sondern auch in den hellsten Lichterpartien extrahieren – im von der Kamera gespeicherten JPG sind eine ganze Menge Details schlicht verloren. Siehe Details aus dem Vergleichsbild oben:
Im Kamera-JPG sind die Tonwerte doch deutlich gröber gestuft – wo das Raw-File noch einigermaßen glatte Helligkeitsverläufe enthält, sieht das JPG aus wie nach Anwendung eines Tontrennung-Filters.
Wohlgemerkt: Das alles sagt nichts darüber aus, welche Bearbeitung nun die „bessere“ ist. Oft genug wird sogar die kontrastreiche, harte SW-Version direkt out of cam das überzeugendste Bild sein. Für mich entscheidend ist nur, dass ich weiterhin die Möglichkeit haben möchte, möglichst frei zwischen detailreicher und kontrastreicher Variante wählen zu können. Und kontrastreicher bekomme ich ein weiches Foto nachträglich immer noch, ein knackig hartes aber (wie man sieht) nur noch bedingt detailreicher …
Voraussichtlich wird also mein Weg, wenn ich digital schwarzweiß knipsen möchte, in Zukunft so aussehen, dass ich Raw+JPG eingestellt lasse und JPG dabei auf höchster Stufe. Wenn dann das kontrastreiche JPG aus der Kamera gut aussieht, kann ich es direkt verwenden – schließlich ist es immer auch mein Ziel, die am Rechner verbrachte Zeit möglichst gering zu halten –, aber bei Bedarf sind noch die Rohdaten zum Optimieren da.
3 Comments
Christian Wöhrl
Und noch mal etwas später habe ich inzwischen gemerkt, dass ich an der Sony auch den Schwarzweiß-Effekt einschalten und trotzdem das Dateiformat auf Nur-Raw setzen kann. Damit ist das Sucherbild schwarzweiß, aber in Lightroom kommt die Farbversion an. Auch eine hübsche Sache – im elektronischen Sucher lenkt Farbe im Motiv ja doch meist ab, außerdem sieht man auf SW besser die Marker fürs Focus Peaking und etwaiges Clipping an den Enden des Tonwertbereichs. Ich glaube, das lasse ich jetzt erst mal so eingestellt …
Bernhard
Das muss ich auch mal ein einer meiner Sonys vornehmen, lieber Christian
LG Bernhard
oli
Ich fühle mich kein wenig schuldig und freue mich sehr über deine tollen Bilder. 😉