Randbemerkungen

Was uns verbindet

Im heutigen News­letter von Heribert Prantl geht es um ein Thema, das mich nun schon eine Weile umtreibt (verein­zelt habe ich bei euch auch schon in diesem Sinne kommen­tiert): Wo bleibt der lager­über­greifende Zusammen­halt aller Demo­krat*innen, um das Wieder­erstarken des Faschismus zu bremsen, bevor er wieder in Regie­rungs­verant­wortung kommt? Zwar meist nur von außen, beob­achte ich Politik doch schon lange genug, um zu wissen, dass sie ganz wesent­lich vom Konkurrenz­kampf der Parteien und Kandi­dat*innen lebt; aber das kann doch nur so lange richtig sein, wie sicher­gestellt ist, dass alle Teil­nehmenden sich an dieselben Regeln halten. Nun steht aber mit der AfD eine Partei kurz vor Wahl­erfolgen in mehreren Bundes­ländern, die zumin­dest in domi­nanten Teilen offen anti­demo­kratisch, gewalt­bereit, faschis­tisch gesinnt ist. Wie Prantl sehr deut­lich illus­triert, dürfen wir solche Menschen nicht mal in die Nähe von Macht kommen lassen, ohne zu riskieren, dass es in einer Katastrophe endet.

Warum also halten es ansonsten anstän­dige Menschen links und rechts der poli­tischen Mitte weiterhin für geboten, sich rituell vonein­ander abzu­grenzen und einander gegen­seitig das poli­tische Leben schwer­zumachen? Warum kriegt ihr nicht endlich mal den Aller­wertesten hoch, nehmt zur Kenntnis, dass unsere Gesell­schaft akut bedroht ist, springt über euren Schatten und arbeitet zusammen, um die Feinde der Demo­kratie nicht noch stärker werden zu lassen? Hilfst du mir, helfe ich dir, Koopera­tionen und Kompro­misse, das muss doch für vernünftig denkende Menschen möglich sein …

Wer als Poli­tiker*in anno 2024 noch eine demo­kratische Partei gleich welchen Lagers als Haupt­gegnerin ausmacht, muss sich selbst kritische Fragen zur eigenen Haltung zum Faschismus gefallen lassen. Fokus­sierung aufs Verbin­dende statt aufs Trennende ist das Gebot der Stunde; und als added benefit trai­nieren wir auf diese Weise gleich für die noch­mals größere und auch kaum weniger dring­liche Heraus­forderung, in inter­national prakti­zierter Soli­darität unsere multiplen Erdsystem-Krisen noch irgendwie unter Kontrolle zu bekommen.

Dass so eine Erwar­tung nicht realis­tisch, ja naiv sei, hab ich schon zur Genüge gehört. Realismus in diesem Sinne hielte ich aller­dings für mora­lisch inakzeptabel.

5 Comments

  • Phil

    @chriswoehrl
    Puh, kompliziertes Thema. Aus meiner Sicht müssen demokratische Parteien schon gegeneinander kämpfen. Es gibt einfach widersprüchliche Wege und da muss jeder irgendwo seine Heimat finden.
    Wo Übereinkunft wichtig ist, das sind Grundwerte und Gesprächskultur. Und die Defizite da kann ich nicht nachvollziehen. Also Grünenbashing der Grünen wegen sollte Tabu sein, aber nicht Grünenbashing, weil es einen anderen (besseren?) Weg für Energie, Wirtschaft, Landwirtschaft, … gibt.

    • Klaus

      Das sieht ausgesprochen cool aus, wenn aus dem Fediverse ein Blogartikel kommentiert wird. Was passiert, wenn man einen Kommentar direkt im Blog schreibt? Findet der sich auch im Fediverse wieder?

      Sorry, dass ich diesen Artikel mißbrauche.

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