Lasst doch die anderen lügen
Habt ihr das schöne Video von der Großdemo in Berlin gesehen mit den Abertausenden Lichtern und dem „Wehrt euch“-Gesang? Leider zu schön, um wahr zu sein – die Tonspur kam wohl von einer anderen Demo, nämlich aus Leipzig. Nun kann man natürlich sagen, die Atmosphäre sei trotzdem getroffen und es gehe ja auch ums Symbolische usw., aber: Nein, da bin ich empfindlich. Wenn so was nicht auf den ersten Blick als Montage erkennbar ist, wird es für nachrichtlich gehalten, und dann muss es bitte stimmen.
Und das sollte zwar in jeder Art von Diskussion gelten, aber bei der Positionierung gegen Rechts ganz besonders. Überlassen wir bitte den Nazis das Lügen: Die sind erstens drauf angewiesen, weil sie sonst kaum jemand wählen würde, und können das deshalb besonders gut – dagegen können wir gar nicht anstinken. Und zweitens werden sie ihrerseits jede noch so belanglose Unehrlichkeit, die sie jemandem in der anständigen Mehrheit nachweisen können, gnadenlos für ihre Zwecke ausschlachten.
Deshalb hab ich zum Beispiel auch immer Fremdscham bei Comedy-Interviews, in denen Schnipsel aus Politiker-Reden mit nachträglich formulierten Fragen auf „lustig“ getrimmt werden, mit denen der oder die „Interviewer*in“ sich aber letztlich nur selbst durch den Kakao zieht: So was sind grundsätzlich keine angemessenen Formen der politischen Auseinandersetzung, schon gar nicht mit gefährlichen Menschen. Wahrheit ist es, wovor Rechte am meisten Angst haben, damit können sie am allerwenigsten umgehen. Ehrlichkeit ist unser wirksamstes Mittel – lasst es uns nutzen.
***
Hier noch mal das Artikelbild zum Vergrößern – mein spontaner Beitrag zum aktuellen #AntifaSticker-Trend, bestimmt auch im sozialen Netzwerk in eurer Nähe. Sonst zum Beispiel mal hier gucken.
PS am 23.1.: Mein zweites Lieblingshobby musste ich natürlich auch noch in Meme-Form bringen …
2 Comments
Birte
Ich kann Dir nur unumwunden Recht geben. Zumal die Rechten eh schon geifern, was das Zeug hält. Am meisten halten sie sich gerade damit auf, die Bilder aus Hamburg für fakes zu erklären und man möchte ihnen Fotokurse spendieren, in denen sie was über Perspektiven lernen.
Christian Wöhrl
Tja, bloß wer sollte Adressat dieser Kurse sein? B.H. zum Beispiel, der den Blödsinn streut, weiß genau, was Sache ist, und ich schätze, dass seine härtesten Fans sich gar nicht aufklären lassen möchten … ob es noch so viele „in der Mitte“ gibt, die noch unentschieden sind und anfällig dafür, auf solche Lügen reinzufallen?