Nachrichtendiät
Irgendwann in der zweiten oder dritten Januarwoche fiel mir auf, dass ich seit Jahresbeginn noch keinen Blick in die Tageszeitungs-App geworfen und keine allgemeinen Nachrichten-Websites aufgerufen hatte. Das war nicht von Anfang an geplant, sondern ergab sich von selbst: Die meiste Zeit war einfach zu viel zu tun, und wenn ich mal ein bisschen Muße hatte, dann fehlte mir die Lust, mich mit potenziell aufregenden Dingen zu befassen, auf die ich ohnehin keinen Einfluss würde nehmen können. Jedenfalls habe ich dann beschlossen, diese Art der Enthaltsamkeit bewusst erst mal für den Rest des Januar beizubehalten. – Nun hab ich ja nicht komplett in der Tonne gelebt, denn die ganz großen Themen kommen erstens auch via Bloglektüre und zum Teil über die fachspezifischen Dienste ins Haus, die ich weiterhin lese, und zweitens habe ich dann und wann den DLF eingeschaltet – zu günstigen Zeitpunkten ist man dann nach einer halben bis ganzen Stunde leidlich gut informiert über das, was in D und dem von hier aus wahrgenommenen Teil der Welt passiert. Aber alles, was ich normalerweise darüber hinaus an Nachrichten konsumiere – auf den großen und kleinen Politik-, Feuilleton-, Boulevard-Seiten herumklicken und sich von mal mehr, mal weniger interessanten Links zum Weiterzappen animieren lassen –, all das habe ich weggelassen und zu keinem Zeitpunkt vermisst.
Im Prinzip werde ich das noch eine Weile weiter so halten. Man muss kein Dogma draus machen, das wäre ja Quatsch: Wenn mal was wirklich Wichtiges oder Spannendes im Radio kommt (Postscriptum 5.2.: Wenn sich beispielsweise Vollidioten von Faschos in hohe Ämter wählen lassen), spricht nichts dagegen, gezielt zu recherchieren und weiterzulesen. Aber zielloser News-Konsum in einem Medium, das in jeder Hinsicht auf Immer noch mehr vom Gleichen angelegt ist, bloß aus Gewohnheit und weil grade ein bisschen Zeit ist? Ich glaube, davon werde ich nicht nur nicht klüger, sondern auch keinesfalls fröhlicher. Was hätte ich also davon?

