Randbemerkungen

Fluchtinstinkt

Nicht unmit­telbar intuitiv, aber bei näherer Betrach­tung plau­sibel: Ich habe neulich mit meinem Hausarzt über Stress­kompen­sation geredet, und er meinte, wenn man erst mal so weit ist, dass das Herz rast und die Arme kribbeln, sollte man mög­lichst nicht versuchen, das wegzuatmen und sich zu beru­higen, sondern genau das tun, was der Körper unter Stress instinktiv tun möchte. Rennen – zum Beispiel eine Viertel­stunde um den Block. Oder ersatz­weise fünf Bahnen Rasen mähen.

A bisserl stör’n tut’s mi aber scho, dass ich mir über solche Sachen wie Umgang mit Stress überhaupt Gedanken machen muss. Blöde Alters­erscheinungen: Damals in meinen ersten Berufs­jahren in Corporate Hell war das alles noch ein wenig wilder als heute, da ich mir meine derzeit durch­schnitt­lich gut 70 dem Brot­erwerb gewid­meten Wochen­stunden beliebig auf sieben Tage aufteilen kann. Es gab Zeiten (ich bin weit entfernt davon, sie zu glori­fizieren), da war die tarif­liche Wochen­arbeits­zeit am Abend des zweiten Tages erledigt, dann ging man nach Hause, um kurz zu schlafen und zu duschen, und dann kam das Gleiche noch mal.

Natürlich war das rein output-quali­tativ betrachtet völlig bescheu­ert, denn unter solchen Bedin­gungen biste so auf Hormon­cocktail (manche Kollegen noch auf ganz anderen Substanzen), dass du jeden Mist für genial hältst. Aber damals war eben besser, dass ich nicht schon bei drei akut-eiligen Projekten gleich­zeitig zu hecheln begonnen habe und am nächsten Tag mal lieber auf ein EKG beim Doc des Vertrauens vorbei­schauen musste …

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