Sammelnotizen zum Jahresende
Grade schaue ich nach, was ich letztes Jahr um diese Zeit hier geschrieben habe, und da steht als letzter Satz: Ich wünsche euch viele angenehme Überraschungen für 2020! Hmmm, global gesehen wird dieses Jahr vermutlich nicht als Spezialist für angenehme Überraschungen in die Geschichtsbücher eingehen, aber ich hoffe, dass euer Jahr nicht ausschließlich pandemiedominiert war und ihr ihm auch ein bisschen was abgewinnen konntet.
Schön, dass ihr hier mitgelesen und kommentiert habt! Genießt den erwartbar diesmal ruhigen Jahreswechsel und lasst euch von 2021 nicht zu doll ärgern 🙂
Die an dieser Stelle unvermeidlichen Hier- und Dorthin-Blicke überlasse ich einigen meiner Lieblings-Mitbewohner, die sich freundlicherweise in den letzten Tagen perfekt in Pose gesetzt haben:
Radikal ist das neue Konservativ: Immer mal wieder drängte sich mir in den letzten Monaten der Gedanke auf, dass uns Covid-19 eine Generalprobe für unseren Umgang mit der Klimakrise aufnötigt. Und wie wir bisher dabei abschneiden, dazu kann man je nach eigenem Standpunkt und Blickrichtung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Eine wesentliche Erkenntnis zumindest scheint mir zu sein, dass die üblichen Mechaniken unserer parlamentarischen Demokratie durch solche Probleme an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kommen: Es ist enorm schwierig, Maßnahmen zu ergreifen, die hinreichend radikal sind, um überhaupt konservativ wirken zu können. In diesem Zusammenhang zwei herzliche Leseempfehlungen, die sehr viel besser, als ich es selbst ausdrücken könnte, deutlich machen, was ich damit meine:
Zum einen der Siegertext des Reporterpreises 2020 in der Sparte Essay, ein bemerkenswert kluger Aufsatz von Jonas Schaible: Wer von Ökodiktatur spricht, hat das Problem nicht verstanden (gefunden beim, hurra, endlich wieder aktiven dia-blog).
Und zum anderen ein Interview bei heise mit Volkswirtschaftler Niko Paech über das Konzept der von ihm so genannten Postwachstumsökonomie.
Beide Texte machen sehr deutlich, dass es großer Anstrengungen eben nicht nur der Politik, sondern auch jedes Einzelnen bedarf, wenn wir unseren Kindern und Enkeln noch eine Chance auf menschenwürdiges Leben bis ins Alter mitgeben möchten. Und das ist dann schon genug an guten Vorsätzen für 2021, schnell, aber gründlich drüber nachzudenken, was ich noch tun kann, um meinen bislang viel zu niedrigen Beitrag zur Bewohnbarkeit des Planeten aufzustocken. (Wobei, was mir nicht zu knapp Sorge bereitet, insbesondere im Bereich meiner handwerklichen Hobbys noch einiges gehen dürfte – viele der Prozesse in Druckerei und Dunkelkammer sind ja eher nicht umweltfreundlich …)
Nutze, was du hast: Das hier hatte ich euch noch nicht gezeigt, oder?
Diese „Konsumpyramide“ habe ich bereits vor anderthalb Jahren bei anmutunddemut gefunden, dort auf Englisch und ohne Quellenangabe. Weil sie mir so gut gefiel, habe ich sie rasch ins Deutsche übertragen – und dann vergessen zu veröffentlichen. Aber in diesen Artikel passt das Schema nun gut rein.
Dazu noch ein aktuelles Beispiel für nutze, was du hast: Meine Eigenbau-Fachkamera ist ja für Vergrößerer- und Reproobjektive ausgelegt, und dieser Objektivtypus ist nun mal für Umgebungen konstruiert, in denen nicht mit seitlichen Stör-Lichtquellen zu rechnen ist. Die brauchen also dringend Streulichtblenden, haben aber meist kein Filtergewinde in Größen, für die man was in der Grabbelkiste hat. In solchen Fällen wäre im 21. Jahrhundert der übliche Weg, online was Passendes bei irgendwelchen Hökern in China zu ordern. Der nachhaltigere Weg ist, erst mal zu gucken, was noch da ist und improvisiert werden kann. Hier fand sich zum Beispiel die Nivellier-Halbschale aus dem Lieferumfang meines großen Stativs, die ich in ihrer Grundfunktion nie brauchen werde, die sich aber nach 20 Minuten Geduldsarbeit mit der Metallfeile perfekt um das Schneider-Kreuznach-105er herum montieren ließ. Sieht ulkig aus, funktioniert aber einwandfrei:
Kalter Mond: Olas Universum wies gestern auf die längste Vollmondnacht des Jahres hin. Daraufhin bin ich nachts gegen zwei auch noch mal vor die Tür getapert und habe ein paar Bildchen gemacht, leider mit etwas Dunst vorm Trabanten:
Und schließlich noch ein Hinweis für diejenigen von euch, mit denen ich gelegentlich per iMessage kommuniziert habe: Auf diesem Kanal bin ich zukünftig nicht mehr erreichbar. (Für Direktnachrichten habe ich jetzt noch E-Mail, SMS, Signal und Threema im Angebot.) Aus irgendeinem Grund, zu dem weder per ausgedehnter Netzrecherche noch per Apple-Support was Kluges herauszufinden war, ist meine Apple-ID seit einigen Wochen mindestens einmal pro 24 Stunden deaktiviert worden, und ich musste dann immer das volle Programm mit Sicherheitsabfragen und Passwortänderung durchspielen, damit die paar von mir benutzten Apple-Dienste wieder funktionierten. Und jeden einzelnen Tag mit einer halben Stunde des immer gleichen Debuggings zu starten, das entspricht nicht meiner Vorstellung von Spaß. – Meine langjährige Sprachregelung jedenfalls, dass ich Apple-Hardware der Konkurrenz auf dieselbe Weise vorziehe, wie man in Mathe lieber eine 5+ als ’ne 5– schreibt, muss ich allmählich überdenken – das Plus steht inzwischen bedenklich auf der Kippe.
8 Comments
Bernhard
Lieber Christian,
wo würdest Du Upcycling von Altglas in der obigen Pyramide verorten?
Ich wünsche Dir einen guten Start ins Jahr 2021 und bleibe gesund
LG Bernhard
Aebby
Dann lass uns hoffen, dass das Jahr 2021 weniger interessant wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6gest_du_in_interessanten_Zeiten_leben
Die Pyramide ist klasse, das Mondbild auch und Upcycling von Altglas schließt den Kreis um die Pyramide, mache etwas Neues aus dem was Du hast.
LG Aebby
cwoehrl
Guter Gedanke – ich hätte das Upcycling wohl beim Reparieren verortet, aber es ist ja schon noch ein bisschen mehr.
Almuth
Ich wünsche dir ein frohes und kreatives neues Jahr! Zauberhafte Amselbilder sind das. Wie nett sie posiert haben 🙂 LG Almuth
Almuth
PS die Pyramide ist gut. Da geht sicherlich bei einigen von uns noch was, auch in anderer Hinsicht!
cwoehrl
Ich hab so eine Ahnung, dass auch die Gutwilligsten von uns gerade erst anfangen zu begreifen, was wirklich nachhaltiges Dasein bedeuten kann und muss … Danke, das kreative Jahr wünsch ich dir auch; soweit es in unserer Hand liegt, sollte das ja auch kein Problem sein, nur was die Möglichkeiten des Austauschs vor Ort angeht, da ist mal noch Warten und Hoffen angesagt …
Thore
Von den apple-ID- und wiederholten Passwort- und Entsperrungsproblemen habe ich in den letzten zwei Wochen schon mehrfach an verschiedenen Stellen gelesen. Allerdings noch keine Lösung. Ganz offenbar ein zentrales apple-Problem. Zum Glück bin ich bisher davon verschont geblieben.
Christian Wöhrl
Ich hab so ein bisschen das Gefühl, die wissen da selbst nicht, woran solche Probleme liegen. Gemessen an dem, was der Kram kostet, ist der First-Level-Support jedenfalls zwar bemüht, aber erstaunlich minderkompetent. Aber vielleicht bin ich mit nur einem halben Dutzend auf mich registrierten Geräten auch noch nicht in der Liga, in der man ordentlichen Support erwarten darf.