Sammelnotizen 15. April
Heute mit Impf-Apartheid, Bankenfimmel und mehr ollen Tulpen.
Impf-Apartheid ist ein böses Wort. In den letzten Tagen begegnet mir das im englischen Sprachraum in den Nachrichten öfter einmal, heute zum Beispiel bei CNN in einem Artikel über Kenia, das derzeit über Einreise-Bestimmungen mit dem United Kingdom über Kreuz liegt und sich bei dieser Gelegenheit über die trotz COVAX ungleiche globale Verteilung der Impfstoff-Dosen empört. Aber besonders spannend in diesem Kontext fand ich in dieser Woche ein langes Stück, in dem der Begriff gar nicht wörtlich auftaucht: How Bill Gates Impeded Global Access to Covid Vaccines in The New Republic. Moment mal, Bill Gates, wieso sollte der Impfungen verhindern, will der nicht alle zwangsimpfen, mit diesem Zeug, das sonst per Chemtrails verteilt wird und so? – Das Blöde an diesem Artikel ist, dass er mit einer buchstäblich dämonisierenden Illustration aufgemacht wird, die eins zu eins auch auf Plakaten von Verquerdenkern und Verschwörungsbekloppten auftauchen könnte. Aber wenn man sich davon nicht abschrecken lässt, hat man es mit einem lesenswerten Beitrag zu tun, in dem es sehr detailliert darum geht, wie Rechtsfragen rund um geistiges Eigentum einer schnellen globalen Antwort auf Covid-19 im Wege stehen und was die meist als philanthropisch apostrophierte Gates Foundation damit zu tun hat. Ich hab mir dazu selbst noch keine abschließende Meinung gebildet, dafür muss ich wohl noch ein Weilchen weiterlesen und -denken, aber ich fand’s anregend genug, um es hier schon mal zu erwähnen.
Bankenfimmel – unter diesem Stichwort versorgt uns Bernhard, bloggend als deramateurphotograph, in der aktuell 67sten Folge mit Fotos von Park- und anderen Sitzbänken. Dass die tolle Sujets sind, finde ich auch schon seit Jahrzehnten, und neulich ist mir eingefallen, dass ich ja noch eine Serie mit Bänken aus dem Winter 2006/7 online habe; daher hier ein kleiner Querverweis in diese merkwürdige Zeit, als ich meine Webseiten noch handgetippt habe: Out of Season, der oberste Eintrag auf dieser Galerieseite, zeigt dreißig 6×6-Dias von Bänken aus Hamburg und Umgebung. (Navigation dort geht so, dass man rechts aufs Bild klickt, um vorwärts-, und links, um rückwärts zu blättern.) Nehmt Platz!
Olle Tulpen: Ergänzend zum vorigen Eintrag kommen hier noch weitere Bilder der mittlerweile arg vertrockneten Schönheiten. Bis zu diesem Stadium hat es tatsächlich noch kein Tulpenstrauß vorher bei uns gebracht, aber wie sollte man als visuell orientierter Mensch solchem morbiden Charme widerstehen?
Die Bilder oben sind alles Einzelbelichtungen. Hier kommen noch mal zwei Focus Stackings:
Das sind Stapel aus jeweils gut zwei Dutzend Belichtungen wie vorgestern beschrieben. Also insgesamt Focus Stack Numero 2 und 3 für mich, vielleicht noch zu früh, um Regeln zu erkennen; aber es scheint mir doch so, als funktioniere das automatische Maskieren besser, wenn die Fokusreihe, so wie neulich, den gesamten strukturierten Bildbereich abdeckt – im Bild oben rechts sehen die Übergänge in die Unschärfe nicht richtig gut aus.


6 Comments
Bernhard
Oh, lieber Christian,
mein Bankfimmel fimmelt sich so langsam durchs Netz 🙂
Verwelkende Tulpen haben Ihren ganz eigenen Reiz.
LG Bernhard
Bernhard
Lieber Christian,
ich habe mir mal Deine Bankgalerie angeschaut, da sind echt einige interessante Anregungen dabei, man abkupfern könnte. Das Mittelformat trägt natürlich auch das seinige dazu bei 🙂
LG Bernhard
cwoehrl
Lieber Bernhard,
ach was, abkupfern, man ist doch überhaupt nicht gefeit davor, von Bildern, die man bei anderen sieht, zu eigenen Umsetzungen angeregt zu werden. (Dein raffiniert ins Bild integrierter Radler neulich bringt mich z.B. auch auf die eine oder andere Idee.)
Dies schreibe ich übrigens unter einem Baum, in der Sonne sitzend, während der Timer von 45 Minuten runterzählt – ich habe nämlich erstmals ein paar 13×18-Kassetten mit Cyanotypie-Papier befüllt, belichte durch ein hoch lichtstarkes Episkop-Objektiv und bin gespannt, was passiert …
cwoehrl
tja, umsonst gespannt gewesen – die Dreiviertelstunde Belichtung hätte ich mal lieber auf drei Stunden ausdehnen sollen. Dazu schreibe ich mal gleich noch was.
Bernhard
Lieber Christian,
das mit dem Radfahrer war Zufall, hätte ich noch ein zweites Bild ohne Radfahrer gehabt, hätte ich es gelöscht 🙁
Bin mal gespannt was bei Deinem Cyanotypiedingsbums so rauskommt.
LG Bernhard
cwoehrl
Oh, ich hätte ernsthaft vermutet, dass du den Radler hast kommen sehen und gezielt drauf gewartet hast. – Mit dem Cyanotypiedingsbums bin ich nicht zum ersten Mal an dem Punkt, mir eine etwas sensiblere Rezeptur zu wünschen. Aber was sich dafür anbietet, ist überwiegend krebserregend oder sonstwie Schweinkram. Jedenfalls sind Belichtungszeiten im mehrstündigen Bereich selbst für jemanden, der gern entschleunigt fotografiert, nur in Ausnahmefällen praktikabel. Im Prinzip bräuchte man da eine Sammellinse um 5 bis 10 dpt, am besten Durchmesser wie Brennweite, aber so was liegt ja nicht in der Grabbelkiste rum.