Vermischtes
Als heute am Nachmittag die Nachricht kam, dass die Ampel sich unter anderem auf drei Milliarden Euro Einsparungen bei klimaschädlichen Subventionen geeinigt habe, hab’ ich kurz überschlagen, wie lange jetzt Volker Wissing auf seine Diäten verzichten muss; es war dann aber doch was anderes gemeint: nämlich zum einen die Streichung von Vergünstigungen für die Land- und Forstwirtschaft (je nach Quelle geht es wohl um Kfz-Steuer oder Diesel) und zum anderen eine Kerosinsteuer auf innerdeutsche Flüge. Hm: Die Kerosinsteuer ist ja im Prinzip nicht verkehrt, aber in ihrer Begrenzung viel zu kurz gedacht, denn es gibt ja ohnehin keine rationalen Gründe dafür, dass innerdeutsche Flüge nicht schon lange verboten sind. Und die Land- und Forstwirtschaft? Wenn es Bereiche gibt, in denen Verbrenner mittelfristig noch sinnvoll sein dürften, weil elektrische Alternativen kaum verfügbar sind, dann wohl hier. (Nachtrag 16.12.: Hier lese ich grade, dass die Entwicklung erdölfreier Antriebe für Landmaschinen deutlich weiter sei, als ich bisher angenommen habe; da gibt es also noch was zu recherchieren.) Man hätte sich natürlich auch ans Dienstwagen- und ans allgemeine Dieselprivileg trauen können – würde sehr viel mehr einbringen, aber dann hätte die FDP ihrer Stammklientel geschadet, und das durfte natürlich um keinen Preis passieren; so wie’s jetzt ist, dürften einmal mehr die Grünen die Buhleute sein. Ich versteh’ diese Partei ja nicht mehr: Warum drohen die nicht auch mal mit Auflösung der Regierung, um ihre Punkte zu machen, wie es der Freundeskreis drängelnder Porschefahrer offensichtlich permanent praktiziert? Glauben sie dort wirklich noch daran, dass es ohne sie noch schlimmer wäre? Oder kleben sie bloß genauso fest an ihren Privilegien wie die anderen?
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Horrornachricht dieses Tages: Schon wieder hat in Hamburg ein abbiegender LKW einen Fahrradfahrer umgebracht. Der zehnte Tote in diesem Jahr allein in der Hansestadt! Ich habe inzwischen null Verständnis mehr dafür, dass diese Stadt so penetrant die Flüssigkeit des motorisierten Verkehrs auf Kosten aller anderen priorisiert. Warum, verdammt, darf ein tonnenschweres Fahrzeug in Bereichen gemischten Verkehrs überhaupt schneller als in Schrittgeschwindigkeit abbiegen? Warum gibt es noch nicht Rundumgrün für Fuß- und Radverkehr, warum praktisch nirgends geschützte Bereiche für ungepanzerte Verkehrsteilnehmende? Ich hasse es, dass im Straßenverkehr faktisch das Recht des1 Stärkeren gilt und nahezu niemand mit Einfluss bereit scheint, daran irgendwas zu ändern.
(Geschrieben auch mit Wut im Bauch darüber, dass ich als Radler grade vorhin in unserer örtlichen T30-Zone mal wieder in viel zu hohem Tempo und mit kaum mehr als ’nem halben Meter Seitenabstand überholt worden bin. Was denken sich solche Steißfiedeln? Denken die überhaupt irgendwas?)
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Jetzt aber noch was Schönes. Schon wieder ein paar Tage alt, Schnee hammer keinen mehr:
- generisches Maskulinum hier empirisch gerechtfertigt ↩︎
2 Comments
Birte
Wenn Herr Habeck in die Kameras tönt, es gäbe keine Alternative zu den Sparmaßnahmen, frage ich mich wirklich, ob der noch bei Sinnen ist. Mir fallen spontan reichlich Alternativen ein. Vermögenssteuer, Dienstwagenprivileg usw. Aber nein, da lässt man lieber die bluten, die es sich am wenigsten leisten können. Man will wieder härtere Sanktionen beim Bürgergeld durchsetzen, Zulagen für Weiterbildungen streichen und bei der Grundsicherung sparen. Sonst wandern womöglich noch mehr Reiche in die Schweiz aus.
Der schreckliche Unfall ist quasi vor unserer Haustür passiert. LKWs müssen in Schrittgewschwindigkeit abbiegen, aber Autofahrer müssen auch an einer roten Ampel anhalten. Ich erlebe fast jeden Morgen, dass sie es schwarenweise nicht tun.
Christian Wöhrl
Ja, richtig, da habe ich zweierlei Sorten von „dürfen“ vermengt, nämlich de iure Erlaubtes und de facto Geduldetes. – Jedenfalls wäre schon einiges geholfen, wenn sich alle Beteiligten an die existierenden Regeln hielten, aber für Vision Zero dürften zusätzlich noch ein paar rechtliche wie bauliche Anpassungen an der gegenwärtigen Aufteilung des öffentlichen Raums sinnvoll sein.