Urlaub auf der Verkehrsinsel
Meine Zeitung titelt heute: „Grüne wollen Vorfahrt für Radfahrer in der City“. Dass ich das prinzipiell für eine gute Idee halte, ist ja klar; aber an den Details sollten sie noch arbeiten. So wird der Vorsitzende der Hamburger Grünen-Fraktion Anjes Tjarks zitiert mit dem Vorschlag, die Ampeln könnten für Radfahrer schon eine Sekunde früher grün werden, damit „der Radverkehr schon durch“ sei, wenn dann die KFZ abbiegen; und da frage ich mich, ob eine Sekunde bloß ein Tipp- oder doch eher ein Denkfehler ist. Wenn man Abbiegeunfälle wirklich vermeiden will, dann muss der Radverkehr – räumlich oder zeitlich – klar vom motorisierten Verkehr getrennt werden, da hilft eine Sekunde Vorsprung (die ja grade zum Aufsetzen des Fußes aufs Pedal reicht) genau gar nichts.
Und wenn man dem Fahrrad ernsthaft Vorfahrt im Stadtverkehr verschaffen möchte, könnte man erst mal mit Gleichberechtigung anfangen. Im Auto ist es seit je selbstverständlich, dass man an Kreuzungen in jede Richtung in einem Zug abbiegen kann. Ebenso selbstverständlich finden es Hamburgs Planer, dass Radfahrers liebster Urlaubsort die Verkehrsinsel ist, weshalb man auch an neu und vorgeblich fahrradfreundlich gestalteten Kreuzungen (aktuelles Beispiel Christuskirche) gern mal drei Grünphasen für einfaches Linksabbiegen braucht.
Dieses Problem wäre meines Erachtens sehr einfach dadurch zu lösen, dass man aus der klassischen Zweier-Teilung der Ampelschaltung an Kreuzungen (erst Straße A, dann Straße B für jeweils alle Verkehrsmittel) eine Dreier-Teilung macht:
* Motorisierter Verkehr, Straße A
* Motorisierter Verkehr, Straße B
* Fußgänger und Radfahrer, beide Straßen (an sehr stark frequentierten Kreuzungen evtl. auch noch einmal zweigeteilt)
Dann würde der motorisierte Verkehr eine Phase lang komplett zum Ruhen kommen, und die häufigen Abbiegeunfälle mit LKW wären kein Thema mehr. (Bestimmt gibt es in fahrradfreundlicheren Regionen als Deutschland schon Erfahrungen mit solchen Kreuzungsregelungen; für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar.)