Digitales Composing,  Randbemerkungen

Vermischtes mit Kurbeln und Beugen

Fürs Radfahren im Dreieck Hamburg–Bremen–Hannover gibt es zwei wichtige Tipps:
1. Hast du viiiiiiel Zeit und kein konkretes Ziel? Herz­lich will­kommen auf wild mäan­dernden Sand­pisten durch attrak­tive nord­deutsche Land­schaften!
2. Möchtest du irgendwo hin, womög­lich gar flott? Such dir einen Zug mit Fahrrad­beförderung. – Denn nahezu alle mir dort bekannten Radwege mit einer erkenn­baren Rich­tung sind unzu­mutbar schlecht, begleiten aber Straßen, auf denen meist so viel los ist, dass man auch nicht frei­willig dorthin ausweicht.

In diesem Sinne habe ich, als ich neulich mal wieder die Familie im Rhein-Main-Gebiet besuchte, die Teil­strecke bis Hannover mit der Bahn über­brückt und bin erst von dort mit dem Rad losge­fahren. Auf dem Hinweg so ähnlich wie im Mai, nur diesmal mit weniger Schotter, viel mehr Gegen­wind (hechel) und statt übern Hohe­rodskopf auf Empfeh­lung übers Toten­köppel (ein wirk­lich span­nender Ort). Für den Rückweg habe ich die deut­lich längere, aber insge­samt flachere Strecke via Vulkan­radweg an die Fulda und dann weiter an der Weser gewählt; geplant war eigentlich eine drei­tägige Rück­fahrt, aber als es am zweiten Tag in Hameln so aussah, als ob ich das noch nacht­feuchte Zelt nicht im Trockenen würde aufstellen und lüften lassen können, bin ich kurzer­hand wieder nach Hannover abge­bogen und habe dort eine Regionalbahn erwischt.

Dabei habe ich diesmal am Fulda-Radweg erstmals die Fahrrad-Seil­bahn benutzt. Origi­nelles Ding, wenn auch ein bisschen aben­teuer­lich – man kurbelt sich selbst in einem Draht­korb ca. 50 Meter weit über den Fluss.

Auch an der Fulda gelernt: Digitali­sierung ist nicht per se positiv. Ich fahre speziell beim Zelten ja immer sehr früh los und komme sehr spät an, also außer­halb norm­deutscher Rezeptions­zeiten. Meist nun findet man die Betrei­benden abends noch vor der Pinte und regelt das Finan­zielle; notfalls stellt man einfach das Zelt auf und wirft am nächsten Morgen einen Schein durch den Brief­schlitz. Aber im Süden von Kassel gibt es einen Platz, der ist leider modern. So modern, dass man nicht mal auf Klo kann ohne Chip­karte. Nur einen Eincheck-o-Maten für Spät­anreisende zur Nutzung mit EC-Karte, den gibt es nicht – oder so gut versteckt, dass ich ihn an diesem Abend nicht gefunden habe. Nun ja, der nächste Platz war gut 20 km weiter fluss­abwärts, so wurden es an dem Tag fast 250 statt 225 Kilometer. Da saßen dann zum Glück noch die Betreibenden vor der Pinte …

Und Hannover als Start-/Ziel­punkt für die Radetappen hat mir dann auch erst mal ausge­dient. Denn zwar wird es ab dem Deister dort topo­grafisch anspre­chend, aber auch hier sind die sinn­vollen Routen oft noch sehr haupt­straßennah und entspre­chend laut und unent­spannt zu fahren. Nächstes Mal doch eher noch Nahver­kehrszug bis wenigs­tens Springe – oder lieber gleich nach Bremen statt Hannover und platt den Weser­radweg raufschnurren?

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Neues aus der Abteilung Nature morte:

Eine tote Schnake liegt aug einem weißen strukturierten Karton. Mehrere Quellen Licht von rechts werfen zarte Schatten. Das Insekt scheint im Licht zu leuchten. Das Bild ist etwas klarer als das andere, die Kontraste sind härter.

Dies ist zunächst noch mal eine Fleiß­arbeit ähnlich wie Wespe und Biene neulich, also außer dem Compo­sing aus mehreren Ausschnitten noch ein Focus Stacking in hier rund 30 Ebenen auf ca. 2,5 Zenti­meter Verstellweg. Dann fiel mir bei diesem Motiv aber ein, dass ich auch mal auspro­bieren könnte, ob sich die viele Nach­bear­beitungs­zeit durch geeig­nete Scheimpflug-Verstel­lung (Tilt) redu­zieren lässt, also indem man die Schärfe­ebene durch Schwenken des Objek­tivs ungefähr der Lage des Motivs anpasst. Hier habe ich dann nur noch fünf Fokus-Ebenen über­lagert. Das sieht auf den ersten Blick gar nicht groß anders aus (Details der Tonwert-Bear­beitung mal außen vor), nur die unschönen Schatten längs der Konturen – die beim auto­matischen Maskieren fürs Focus Stacking entstehen – sind hier viel dezenter:

Eine tote Schnake liegt aug einem weißen strukturierten Karton. Mehrere Quellen Licht von rechts werfen zarte Schatten. Das Insekt scheint im Licht zu leuchten.

Nun bleibt es aber beim Retu­schieren nicht aus, dass man auch in die 100%-Ansicht zoomt, und dabei fiel mir auf, dass beim verschwenkten Bild die Details viel weniger fein aufgelöst werden:

Nun wär’ ich nicht ich, würde ich dieser Sache nicht auf den Grund gehen wollen: Liegt es am Objektiv oder der Blende (für den 30er Stapel habe ich eine Repro-Optik und Blende 11 genommen, für das Tilt ein „normales“ Groß­format-Objektiv und f/16), am Schwenk oder an einer Kombination?

Also noch mal ein kritisches Detail separat foto­grafiert, nur je eine Aufnahme und optimal auf die feinen Härchen fokus­siert, enger Ausschnitt:

a) Repro-Objektiv (Rodenstock Apo-Gerogon f/9 150mm) bei Blende 11 und Blende 16:

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b) Fachkamera-Objektiv (Nikon W-Nikkor f/5,6 150mm) bei 11 und 16 (weiter offen als 11 wäre sinnlos – das sieht man bereits im Sucher, dass das Objektiv dann zu weich abbildet):

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c) wie b, aber mit leichtem Tilt (unter 5°) in Richtung des Motiv-Verlaufs:

Also:
1.) Der Unter­schied zwischen den Objek­tiven ist für meine Zwecke hier vernach­lässigbar. – 2.) Bei Abbildungs­maßstäben wie bei solchen Makros ist weiteres Abblenden als 11 kritisch, weil schon ab f/16 die Beugung heftig zuschlägt. (Probe­aufnahmen habe ich bis f/32 gemacht, das wird immer nur weicher.) – 3. Der Detail­schärfe-Verlust, der durchs Verschwenken entsteht, ist selbst bei einem Objektiv wie dem Nikkor, das für diese Technik gedacht ist, sehr deut­lich. Aber eben nur beim genauen Hinschauen – für die normal große Präsen­tation, zumal im Netz, kann man sich mit geeig­netem Verschwenken die Arbeit mit ansonsten mehreren Dutzend Fokus-Ebenen sehr viel leichter machen.

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